Der Schock des Brexit
Eine Folge von Uranus in Widder mit Quadrat zu Pluto in Steinbock
Die Briten haben es getan. Was niemand am Abend zuvor mehr auf dem Schirm hatte, auch die Börsen nicht, wurde am nächsten Morgen zur Gewißheit: UK verläßt die EU. Die ersten Folgen sind bekannt: die Börsen stürzten weltweit ab, der DAX um 10%, das Pfund viel ins Bodenlose, der Goldpreis stieg um 7% und die Euro-Politiker suchten in einer Schock-Starre nach besonnenen Worten und Durchhalteparolen. An diesem Freitag, dem 23. Juni, wurde Weltgeschichte geschrieben. Die späteren Kommentatoren begannen damit, die Katastrophe einzuordnen: die Alten hätten gegen die Jungen gestimmt, die besser Gestellten gegen die Armen, die Kultivierteren gegen die einfachen Leute, die Großstädte gegen das flache Land und der Süden Englands gegen Schottland und Nordirland.
Alles sicher ganz richtig, aber im Grunde zeigte sich in dieser Spaltung des United Kingdom die Zerrissenheit des ganzen Kontinents. Für Kontinentaleuropa sieht die Situation nämlich auch nicht viel anders aus. Überall die gleiche Unzufriedenheit mit dem politischen Establishment und den ungelösten Problemen, wie z.B. der schwelenden Euro-Krise, dem fehlenden Wirtschaftswachstum und der Jugendarbeitslosigkeit im Süden, der zunehmenden Spaltung Europas in Reichtum und Armut, der Unsolidarität in der Flüchtlingsfrage und der Lobbykratie in Brüssel. Die einfachen Leute haben den sicheren Eindruck, daß sich mit der EU und dem Euro ihr Leben verschlechtert hat. Von der europäischen Einigung haben die Wirtschaft und vor allem die Banken profitiert, nicht sie. Kein Wunder, daß sie sich nach alten Zeiten zurücksehnen und dem Establishment, wenn sich die Gelegenheit bietet, einen Denkzettel verpassen wollen.
Der Brexit entspricht einem politischem Erdbeben. Das europäische Projekt hat damit eine gewaltige Niederlage erlitten. Die Folgen der Trennung Großbritanniens von der EU, über die in den nächsten zwei Jahren verhandelt werden soll, sind überhaupt nicht absehbar. Sie erstrecken sich nicht nur auf wirtschaftliche Konsequenzen, sondern könnten auch das Vereinigte Königreich spalten. Die Schotten, die in der EU bleiben wollen, überlegen schon, ein weiteres Referendum zu beantragen, wo über die Trennung von England entschieden wird. In anderen Ländern auf dem Kontinent (Frankreich, Niederlande, Dänemark, Tschechien) wird darüber nachgedacht, ihrerseits Referenden über die EU abzuhalten. Hier wird man sehr genau beobachten, wie die neuen Bedingungen nach der Trennung für Großbritannien ausfallen.
Zunächst ist erst einmal ein neuer Streit entbrannt, in dem die EU den Briten vorwirft, den Beginn des Austritts zu verzögern. Der Premierminister David Cameron hat angekündigt, nicht sofort den Antrag auf Austritt nach Art. 50 des EU-Vertrages zu stellen sondern bis Ende Oktober im Amt zu bleiben und die Abwicklung der Trennung seinem Nachfolger zu überlassen. Man gewinnt den Eindruck, daß sich die Briten über die Konsequenzen ihrer Abstimmung erst selbst langsam Klarheit verschaffen wollen. Wird der Brexit Bestand haben? Er fand zur Zeit eines rückläufigen Mars statt. Aus astrologischer Sicht sind Zweifel angebracht.
Europa ist in einer denkbar schlechten Verfassung, wie es selbst sein Kommissions-Präsident Jean Claude Juncker zugegeben hat. Es ist jetzt viel davon die Rede, daß sich die EU neu erfinden müsse, aber zuvor sollte ehrlich die Rede davon sein, was sie in diese Lage gebracht hat.
Ich möchte dabei etwas weiter ausholen und zunächst auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam machen, der in der Diskussion überhaupt nicht thematisiert wird: Man kann in Politik und Wirtschaft – um die geht es hauptsächlich – das Paradigma zugrunde legen, daß man so handeln sollte, wie es ein sachliches Problem an sich vernünftigerweise erfordert. Dann sind vor allem Kompetenz und logische Überlegungen gefragt. Man kann aber auch nach dem Paradigma handeln, daß wir zur Zeit in völlig unnormalen Verhältnissen leben und deswegen Vernunft und Sachlichkeit zumindest teilweise außer Kraft gesetzt werden müssen, um in diesen Zeiten nicht unterzugehen.
Die unnormalen Verhältnisse lassen sich mit einem Wort bezeichnen: Es ist Krieg. Sogar Papst Franziskus kritisierte vor kurzem mit diesem Begriff die gesellschaftlichen Verhältnisse. Mit dem Begriff "Krieg" ist also nicht der "Krieg gegen den Terror" gemeint, den die Militärs als "asymmetrischen Krieg" bezeichnen, sondern ein Krieg, der schon sehr viel früher begonnen hat. Es ist ein Krieg der besonderen Art, den es in dieser Form bisher nicht gegeben hat. Man könnte ihn vielleicht als "chaotischen Krieg" bezeichnen. Dieser Krieg zerreißt die Gesellschaften und er ist letztlich auch der Grund für Abspaltungs-Bewegungen, wie sie sich gerade im Brexit manifestiert haben. Das soll hier näher ausgeführt werden.
Als erstes Beispiel will ich die neoliberale Wirtschaftspolitik anführen, die die Globalisierung seit etwa 40 Jahren entscheidend geprägt hat. Sie operiert nach dem Prinzip, das alles getan werden muß, um die Angebotsseite, also die Unternehmen, zu stärken. Dazu gehören niedrige Löhne, niedrige Steuersätze (was dann die Sozialleistungen des Staates in Mitleidenschaft zieht), schwacher Umweltschutz, Privatisierung der öffentlichen Daseinsfürsorge, Zerstörung der gesetzlichen Rente, Aushöhlung des Arbeitsschutzes und Schwächung der Gewerkschaften. Diese Operation soll ein Wirtschaftswachstum ermöglichen und die Arbeitsplätze sichern, weil es letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessert.
Dagegen läßt sich vernünftig und logisch argumentieren, daß eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit immer auf Kosten anderer gehen muß, die nicht im gleichen Maße wettbewerbsfähig sind. Wettbewerbsfähigkeit ist eine relative Größe. Die Gewinner (und zu denen gehört z.B. vor allem Deutschland) ruinieren die schwächeren Staaten und entsorgen ihre Probleme auf deren Kosten. Eine bestimmte Produktivität setzt nämlich immer eine dazu passende Nachfrage voraus, sonst kann eine Wirtschaft nicht rund laufen. Und diese Nachfrage holen sich die Wettbewerbsgewinner von den Staaten, die im Wettbewerb verloren haben.
So weit die Logik, die eigentlich unwiderleglich ist, auch wenn Heerscharen von neoliberalen Wirtschaftswissenschaftlern mit kruden Theorien versuchen, diese Logik aus den Angeln zu heben. Gerade der ehemalige Chefvolkswirt der UNCTAD Professor Heiner Flaßbeck wird nicht müde, auf seiner Homepage den ganzen Unsinn der herrschenden Lehre offen zu legen. Aber nun ist es leider so, daß diese vernünftige Argumentation nur zu friedlichen Verhältnissen paßt, die selbst einigermaßen vernünftig sind. Wir leben aber nicht in solchen Verhältnissen, sondern – um es noch einmal ganz deutlich zu sagen – wir leben wirtschaftlich in einer Kriegssituation.
Die astrologische Konstellation Uranus in Widder mit Quadrat zu Pluto in Steinbock, die sich in der Vergangenheit sieben Mal eingestellt hat und immer noch voll wirksam ist, symbolisiert genau diese kriegerische Aggressivität. Es gibt keine Energieverbindung, die Krieg deutlicher ausdrückt. Ich kenne auch in der Vergangenheit keine Zeit, die mit der Wucht dieser astrologischen Zeitqualität vergleichbar ist.
Es ist ein allgemeiner Wirtschaftskrieg im Gange, in dem es um die Neuaufteilung der Welt nach Einflußphären, Rohstoffzugriffen, Absatzmärkten und Profitchancen geht. Die ständige Forderung nach mehr "Wettbewerbsfähigkeit" legt auch die Vermutung nahe: Ein Kampf aller gegen alle, vor allem von Staaten gegeneinander, ist ein Kriegszustand. Eine merkantilistische Politik, wie sie etwa Deutschland betreibt, die die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu fördern sucht, verschlimmert dabei diesen Zustand.
(vgl. das Schaubild Wettbewerb)
Um im Beispiel Krieg zu bleiben: Auch in einem klassischen Krieg wäre es absurd, allein nach der Vernunft zu argumentieren, daß eine friedliche diplomatische Verständigung letztendlich viel besser sei als sich gegenseitig die Länder kaputt zu schießen. Natürlich ist das so, aber wenn der Krieg erst einmal in Gang gekommen ist, muß jeder versuchen, sich auf die Kriegssituation einzulassen. Er muß nach Möglichkeiten suchen, den Gegner zu besiegen um nicht selbst besiegt zu werden, und nach aller Wahrscheinlichkeit hört der Krieg erst auf, wenn alles zerstört ist.
Dieses Beispiel läßt sich direkt auf die heutige Weltwirtschaft übertragen. Natürlich wäre es vernünftiger, wenn die Staaten ausgeglichene Handelsbeziehungen miteinander hätten, aber wenn einmal ein allgemeiner Wettbewerb herrscht, kann niemand einfach aussteigen, ohne zu verlieren.
Wie ist dieser Krieg entstanden? Ermöglicht wurde er durch die neuen Technologien der Mikroelektronik. Aber als strukturelle Voraussetzungen mußte folgendes gegeben sein:
1. Es müssen gigantische Unternehmen bzw. Banken vorhanden sein, die weltweit operieren und von den einzelnen Staaten politisch nicht mehr kontrolliert werden können.
2. Es müssen große Staaten vorhanden sein, in denen eine extrem kostengünstige Produktion möglich ist und die den weltweit operierenden Unternehmen deshalb als Operationsbasis dienen können.
Beide Voraussetzungen sind heute erfüllt. Von den 100 größten Institutionen sind mindestens 50 Unternehmen, die teilweise die Größe von Staaten übertreffen. Die Länder, in denen extrem kostengünstig produziert werden kann, sind die Tigerstaaten in Fernost und hier vor allem China. Die Dritte Welt ist hier zu einer Aufholjagd angetreten und lehrt die Erste Welt das Fürchten. Die modernen Komunikationsmöglichkeiten machen die Verlagerung der Produktionsstätten möglich, machen Fernost zur verlängerten Werkbank und bedrohen die Arbeitnehmer in Europa mit dem Verlust ihrer Arbeitsplätze.
Auf diese wirtschaftliche Herausforderung der Globalisierung mußte die Erste Welt und hier vor allem in Europa Deutschland als exportstarkes Land reagieren. Das wurde gemacht durch ein radikales Programm der Kostensenkung, nämlich durch die Agenda 2010: Schaffung eines Niedriglohnsektors, Abschaffung der Arbeitslosenhilfe, Hartz IV schon nach einem Jahr Arbeitslosigkeit, Zumutbarkeit jeder Arbeit für Arbeitslose, Zerstörung der gesetzlichen Rente, drastische Steuersenkungen für Unternehmen – also das ganze Programm des Neoliberalismus.
Die Abschaffung des Sozialstaates, eine soziale Katastrophe ersten Ranges, wurde in Deutschland ausgerechnet von einer sozialdemokratisch geführten Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder begonnen. In einer normalen Welt hätten diese Maßnahmen keinerlei Berechtigung gehabt. In einer Kriegswelt haben sie leider eine gewisse Berechtigung. Sie wurden allerdings in vieler Hinsicht übertrieben und der Bevölkerung auch nicht entsprechend kommuniziert, sondern mit Unterstützung einer neoliberalen Wirtschaftswissenschaft und den sogenannten Leitmedien als an sich vernünftig und alternativlos dargestellt.
Deutschland konnte so dem Wettbewerbsdruck aus Fernost standhalten, konnte sogar im Export noch zulegen, kam aber auf diese Weise in Konflikt mit seinen Nachbarstaaten vor allem im Euroverbund. Gerade die Südeuropäer wurden zum Opfer der rücksichtslosen Kostensenkungspolitik der Deutschen. Praktisch wurde in Deutschland etwa ein Drittel der Bevölkerung für seine Wettbewerbsfähigkeit durch Lohn- und Sozialdumping in die Armut gestoßen und in Europa wurden dafür die Länder abgehängt, die mit der deutschen Wettbewerbsfähigkeit nicht mithalten konnten. Hier herrscht seit dem drohenden Zusammenbruch des Finanzsektors 2008 eine Dauerkrise, die durch mangelndes Wirtschaftswachstum und eine riesige Jugendarbeitslosigkeit gekennzeichnet ist.
In einer solchen Situation, wo "Wettbewerbsfähigkeit" gewissermaßen zur Kriegsfanfare avanciert ist, hat es keinen Sinn, mit Idealen der sozialen Gerechtigkeit und der europäischen Solidarität dagegen zu halten. Es muß zunächst erst einmal diese Kriegssituation als Realität zur Kenntnis genommen werden. Auf dieser Basis muß nach Möglichkeiten gesucht werden, den Zukurzgekommenen und Abgehängten zu helfen. Ich bin überzeugt, daß Lösungen gefunden werden können. Sie werden aber nicht gesehen oder es lassen sich nicht die dafür notwendigen Mehrheiten organisieren, solange die eine Seite die reine Lehre predigt (dazu gehören in der Wirtschaftswissenschaft vor allem Heiner Flaßbeck, im Medienbereich die Nachdenkseiten und in der Politik die Partei Die Linke) und die andere Seite sich besinnungslos dem neoliberalen Wettbewerb verschreibt (das sind in Deutschland das neoliberale Kartell von CDU/CSU, SPD und Grünen, dazu die herrschende Wirtschaftswissenschaft und die Leitmedien) und diesen, so wie er läuft, für alternativlos erklärt.
Vor allem die Linke muß die herrschende Kriegssituation zur Bais ihrer Analysen machen, um mit kritischen Politikern in den anderen Parteien, die es meiner Ansicht nach gibt, zusammenarbeiten zu können bzw. um für alternative Regierungsbildungen ernst genommen zu werden. So wie es bisher gelaufen ist, konnten die Linken von den Neoliberalen als Träumer außen vor gehalten werden. Der unzufriedene Teil der Bevölkerung bekam so keinen Ansprechpartner, der für ein sozial aufgestelltes Europa eintrat. Enttäuscht von der Alternativlosigkeit der Neoliberalen, aber auch von der Unglaubwürdigkeit der Utopie der Linken wandten sie sich gegen ein Europa der Konzerne und Banken, gegen ein Europa der Eliten, aber auch gegen ein Europa der Gerechtigkeit und Solidarität und unterstützten neue rechtspopulistische Bewegungen, die die europäische Einigung und den Euro bekämpfen und ihr Heil in einer nationalistischen Rückwärtsorientierung suchen.
Das ist der eine Grund für die Spaltung Europas und die Entscheidung Großbritanniens für den Brexit. Der andere Grund ist die Flüchtlingspolitik.
Wenn die Wettbewerbsfähigkeit den aktiven Kampf in der globalisierten Welt beschreibt (astrologisch gesehen den uranischen Part), dann sind die Flüchtlingsströme die passive Seite dieses Kampfes (astrologisch gesehen der neptunische Part). Auch hier fehlt es an Ehrlichkeit auf allen Seiten. Mir selbst wurde der Ernst der Lage erst klar, als ich auf ein Interview des Sozialwissenschaftlers und Kriegsforschers Gunnar Heinsohn aufmerksam gemacht wurde.
Heinsohn erklärt die Ursachen für die Flüchtlingsströme nicht allein aus den aktuellen Kriegen, an denen der Westen beteiligt ist, auch nicht aus den Versäumnissen der Entwicklungspolitik, nicht aus klimatischen Gründen, nicht aus ungerechten Handelsabkommen und auch nicht aus dem aggressiven Potential des politischen Islam. Für ihn ist der ausschlaggebende Grund das Mißverhältnis einer zu großen Zahl von jungen Männern zu den in einer Gesellschaft vorhandenen Positionen. Dieser sogenannte youth bulge muß ab einer bestimmten Größe zu internen Auseinandersetzungen, zu Auswanderung bzw. zur Aggression gegenüber Nachbarländern führen. Das "demographische Sein" einer Gesellschaft bestimmt also nach Heinsohn ihr "aggressives Bewußtsein". Heinsohn belegt diese These sehr informiert mit Beispielen aus der europäischen Geschichte in seinem Buch "Söhne und Weltmacht" von 2003. Aktuell besteht eine solche aggressive Situation durch den Geburtenüberschuß in den islamischen Staaten von Indonesien bis hin zu Marokko (islamischer Bogen).
Wenn Heinsohn Recht hat, dann haben wir es aktuell nicht mit Flüchtlingen zu tun, sondern mit einer beginnenden Völkerwanderung. Allein aus Afrika wollen etwa 300 Millionen nach Europa. Hinzu kommen aus dem arabischen Raum noch einmal 100 Millionen und die gleiche Zahl aus dem asiatischen Raum (Afghanistan, Pakistan, Bangladesh). Diese Zahlen stammen von Gallup und sind eine optimistische Schätzung. Bis 2050 haben wir es mit einer Milliarde und mehr zu tun. Dabei ist eine Verschlimmerung der Situation etwa durch Kriege, Klimaverschlechterung und Mißernten noch gar nicht mitberücksichtigt.
(vgl. das Schaubild Zuwanderung)
Wer in einer solchen Situation eine Million Flüchtlinge ins Land läßt wie unsere Kanzlerin, weitgehend unkontrolliert, und dann sagt: "Wir schaffen das!", weiß im Grunde nicht, was auf uns zukommt. Hier geht es nicht um Hilfsbereitschaft, so begrüßenswert diese auch ist. Eine Völkerwanderung sprengt alle Möglichkeiten der Mitmenschlichkeit. Hierfür sind auch die aktuell geltenden Gesetze, das Asylrecht und die Genfer Flüchtlingskonvention nicht ausgelegt. Europa steht hier einfach vor der Wahl, überrannt und in seiner Eigenständigkeit ausgelöscht zu werden oder sich mit aller Kraft abzuschotten.
Von einigen amtierenden Euro-Politikern wird das Problem einer Völkerwanderung vielleicht richtig gesehen. Es wird aber bisher keineswegs offen kommuniziert. Statt dessen wird vor allem in Deutschland Optimismus gepredigt und an Integrationsstrategien gearbeitet, die wahrscheinlich schon bei der vorhandenen eine Million Flüchtlingen des letzten Jahres nicht greifen werden. Einerseits wird (vergeblich) versucht, die Flüchtlinge auf alle europäischen Länder zu verteilen, andererseits soll die wirtschaftliche Hilfe in den afrikanischen Ländern und die Lage in den Flüchtlingslagern von Jordanien, dem Libanon und der Türkei verbessert werden. Das ist sehr lobenswert, wenn es gelingt. Angesichts der auf uns zukommenden Probleme ist es aber nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.
In den islamischen Ländern existiert keine Geburtenkontrolle. Da es für den so erzeugten Geburtenüberschuß keine ausreichende Lebensgrundlage gibt, wird er ohne Rücksicht der übrigen Welt als Problem aufgebürdet. Die Absicht der islamischen Religion scheint dabei zu sein, sich mit Hilfe der eigenen Überbevölkerung in der gesamten westlichen Welt auszubreiten. Der Islam handelt gewissermaßen nach dem Grundsatz: "Unsere Waffe ist die Gebärmutter!" Die europäische Bevölkerung spürt diese Bedrohung, findet aber auch hier keinen Ansprechpartner bei den konservativen Eliten, die ständig von Menschenrechten und der europäischen Wertegemeinschaft reden. Sie kann sich aber auch nicht einer europäischen Linke zuwenden, weil diese noch idealistischer denkt und gerade bei diesem Problem nicht bereit ist, die Realität zur Kenntnis zu nehmen.
Eine Völkerwanderung ist etwas anderes, als wenn Armeen in ein Land einbrechen. Armeen sind offen aggressiv und werden entsprechend von Armeen bekämpft. Eine Völkerwanderung ist passiv-aggressiv und kann nach den gegenwärtigen Gesetzen nicht bekämpft werden. Sie führt aber letztlich genauso zum Untergang der Gastländer, einfach durch ihre ungeheure Zahl. Wer hier idealistisch denkt, an die Verbrechen Europas und der USA erinnert, die mit offener Gewalt die Welt erobert haben und bis heute unterentwickelt halten und ausbeuten, der hat zwar Recht, nur wird das aktuell nicht weiterhelfen. Es geht hier auch nicht allein um ein Teilen des Wohlstandes mit der Dritten Welt, also um ein Gerechtigkeitsproblem. Eine Völkerwanderung führt zwangsläufig zu einer bürgerkriegsähnlichen Situation. Wer das nicht will, weder für sich noch für seine Kinder, der muß sich anders zur Wehr setzen, als es bisher geschieht.
(siehe mein Artikel Aktive und passive Aggressivität)
Die auf uns zukommende Völkerwanderung scheint mir also der zweite Grund zu sein für ein allgemeines Unbehagen an der herrschenden Politik. In dieser Situation versuchen Länder, jedes für sich und völlig unsolidarisch, sich selbst zu retten und sich abzuschotten. Bei den osteuropäischen Ländern ist das bereits überdeutlich. In England kommt eine Aversion gegen die legale europäische Binnenwanderung hinzu, die Einwanderung aus Ländern wie Polen, Bulgarien und Rumänien ermöglicht. Es ist vielleicht verständlich, daß in dieser Situation vor allem die armen und abgehängten Bevölkerungsschichten, die mit den Eingewanderten um Arbeitsplätze und bezahlbare Wohnungen konkurrieren müssen, nach einer Möglichkeit suchen, sich zu wehren. Sie finden leider in den Rechtspopulisten den einzigen Ansprechpartner, der ihre Sorgen ernst zu nehmen scheint.
Europa driftet also nach Rechts. Und Europa driftet auseinander. Wem die europäische Einigung am Herzen liegt und wer die europäische Wertegemeinschaft (die Europa allerdings in der Vergangenheit tausendfach verraten hat) wirklich ernst nehmen will, der muß für eine Politik eintreten, der die dramatische Realität der heutigen Welt erst einmal zur Kenntnis nimmt.
(siehe mein Artikel Mut zur Normalität)
Wir leben in einer aktiven (Wettbewerb) und in einer passiven (Migration) Kriegssituation. Der internationale Wirtschaftskrieg tarnt sich euphemistisch mit dem Begriff "Globalisierung", die beginnende Völkerwanderung mit dem Begriff "Flüchtlingskrise".
Die herrschenden Eliten haben bei der Lösung der Probleme der Globalisierung bisher versagt und es ist zu befürchten, daß sie auch das Flüchtlingsproblem unterschätzen. Die Linken denken und handeln nach wie vor zu idealistisch. Und die neu entstandenen rechten Bewegungen sind rückwärtsgewandt, nationalistisch und (vor allem in Deutschland) extrem unsozial. Vielleicht ist der Brexit in dieser Situation sogar ein heilsamer Weckruf für eine Veränderung der europäischen Politik. Das ist aber bisher nur eine Hoffnung.
Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 2016
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Artikel von Jens Berger: "Jedem Ende wohnt ein Anfang inne ..."