Der Fluch des Wettbewerbs

 Uranus/Saturn in Verbindung mit Uranus/Mars

Die Energieverbindung von Saturn und Uranus konstituiert das Verhaltensmuster des Ehrgeizes bzw. der Rebellion. Saturn allein wäre dafür zu schwach. Er symbolisiert in der Astrologie nur die Verantwortungsbereitschaft. Erst im Zusammenhang mit Uranus wird daraus eine besondere Form der Verantwortung, also entweder entsprechend der Transaktionsnalyse Leistungsbereitschaft (Elternrolle) oder die Verweigerung von Leistung (Kindrolle). Mars hingegen, zusammen mit Uranus, ist die astrologische Voraussetzung für Angriffslust und Bereitschaft zum Konkurrenzkampf. Unter dem Einfluß von Uranus kann dieser durchaus sehr rücksichtslos ausgefochten werden. Die Kardinale Klimax, die zur Zeit und in den nächsten Jahren bis etwa 2020 wirksam ist, verbindet mit dem Quadrat zwischen Uranus in Widder und Pluto in Steinbock genau diese Energien und verstärkt sie noch durch die Energie von Pluto.

Ich behaupte nun, daß diese Energien unser gesamtes gesellschaftliches Leben eigentlich seit Jahrhunderten grundlegend bestimmen. Wir leben in einer materialistischen Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft. Das ist im Grunde eine kurze Definition für den oft zitierten Begriff "Kapitalismus". Und eine solche Gesellschaft ist keineswegs unproblematisch. Ganz im Gegenteil: In diesem Artikel versuche ich zu zeigen, daß sie sich langfristig sogar zugrunde richten kann.

Wo liegen die Probleme eines ständigen Konkurrenzkampfes? Im Sport erscheint uns der Wettbewerb z.B. ganz natürlich, aber selbst dort fällt auf, daß ein Wettkampf die Teilnehmer in Gewinner und Verlierer spaltet. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, wenn am Ende alle Beteiligten wieder gleich gestellt werden und beim nächsten Termin eine Revanche unter gleichen Bedingungen stattfindet. Im Amateursport war das früher auch der Fall.

Im Profisport sind die Verhältnisse inzwischen völlig andere: Die Gewinner haben Sponsoren bzw. Werbeeinnahmen, so daß sie mit diesem Geld den Verlierern überlegen bleiben. Eine Revanche findet damit nicht mehr auf Augenhöhe statt. Ganz deutlich wird das z.B. beim Fußball. Ein Bundesliga-Verein wie Bayern München ist so gut wie unschlagbar, weil er finanziell so stark aufgestellt ist, daß er sich in der ganzen Welt die besten Fußballer zusammenkaufen kann. Der Sieg in der Bundesliga ist damit vorprogrammiert. Inzwischen gibt es in einigen Ländern zwei, drei Supervereine, die die Meisterschaft in Europa unter sich austragen. Und das jedes Jahr aufs Neue.

An diesem Beispiel wird deutlich, daß das erste Problem des Wettbewerbs darin besteht, daß er dazu tendiert, sich selbst abzuschaffen. Damit das nicht geschieht, bräuchte es eine übergeordnete Struktur, eine Meta-Ordnung, die dafür sorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Im Profisport ist eine solche Struktur offensichtlich nicht vorhanden, was man z.B. gut im Fußball daran erkennen kann, auf welches schwindelerregende Niveau inzwischen die Gehälter der Spitzenspieler bzw. die Transfersummen bei einem Vereinswechsel gestiegen sind. The winner takes it all – die finanziellen Abstände werden immer größer und die Verlierervereine landen am Ende in der Verschuldung.

Was im Sport schon sehr verrückt ist, wird in der Wirtschaft aber geradezu gemeingefährlich. Hier sind nicht nur die Spitzengehälter der Manager das Problem, sondern vor allem die Folgen der Konkurrenzkämpfe für die Belegschaften. Ein international operierender Konzern kann z.B. jederzeit damit drohen, Teile des Unternehmens in Billiglohnländer zu verlegen, um damit die heimische Belegschaft bei Forderungen nach höheren Löhnen oder besseren Arbeitsbedingungen zu erpressen. Dieses Prinzip der "verlängerten Werkbank" ist inzwischen gang und gäbe und hat die Gewerkschaften nicht nur in Deutschland völlig in die Defensive gedrängt. Die Agenda 2010, das Hartz IV-Regime und die Schaffung eines ausgedehnten Niedriglohnsektors sind das Ergebnis dieses internationalen Konkurrenzkampfes, bei dem deutsche Firmen auf dem Weltmarkt mithalten wollen.

Für die Arbeitnehmer bedeutet dieser Konkurrenzkampf eine Verdichtung ihrer Arbeitsanforderungen. Es muß in derselben Zeit, oft mit weniger Personal, immer mehr geleistet werden. Die Betriebe stellen gewissermaßen olympiareife Belegschaften zusammen. Wer da nicht mithalten kann oder will, wer dafür zu alt ist, wird bei der nächsten Gelegenheit aussortiert. Schließlich wurde der Kündigungsschutz auf Verlangen der Unternehmer inzwischen ausgehöhlt, und da die Arbeitslosenhilfe mit der Sozialhilfe zusammengelegt wurde, droht nach einem Jahr der Absturz in Hartz IV. Kein Wunder, daß unter diesem psychischen Druck die Arbeitnehmer sich selbst ständig überfordern und irgendwann ausgebrannt sind. Chronische Erschöpfung, Burn out sowie Erschöpfungs-Depressionen sind inzwischen zu einer Volkskrankheit geworden.

Beispiele für Ausbeutung bei Werkvertragsverhältnissen

Lohndumping, Verlust der sozialen Sicherheit und psychische Überforderung der Belegschaft sind aber nicht die einzigen Probleme einer uferlosen wirtschaftlichen Konkurrenz. Von den mächtigen Konzernen wird auch der Staat in die Mangel genommen und letztlich genauso erpreßt. Von ihm wird gefordert, daß die Unternehmenssteuern gesenkt und eventuell bestehende Umweltschutzauflagen gelockert werden. Es geht darum. eine "marktkonforme Demokratie" zu etablieren, wie das Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert hat. Und da der Staat national aufgestellt ist und die Konzerne international operieren, kann er sich gegen solche Zumutungen letztlich ebenso wenig wehren wie die Belegschaften gegen Lohnkürzungen und Arbeitsverdichtung. Entscheidend ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit, und da alle Akteure diese zur obersten Maxime gemacht haben, gibt es einen allgemeinen Wettlauf bei Steuersenkungen und bei der Senkung von Umweltschutzstandards.

Hinzu kommt als Verschärfung ein weiteres Problem: Die Verabsolutierung der Wettbewerbsfähigkeit bringt es mit sich, daß niemand es sich erlauben kann zu unterliegen. Also wird sowohl im Sport als auch in der Wirtschaft mit falschen Karten gespielt. Was im Sport das Doping ist, ist in der Wirtschaft die Korruption. Es werden eben alle Register gezogen, um am Ende als der Sieger im Konkurrenzkampf zu überleben. Und da der Staat in einem solchen System notwendigerweise geschwächt wird, hat er am Ende weder die finanzielle noch die personelle Ausstattung, um im Sport das Doping erfolgreich kontrollieren bzw. in der Wirtschaft maffiöse Strukturen aufdecken und sanktionieren zu können. Legalität und Kriminalität verschwimmen in einer Grauzone. Die Wirtschaft beläßt es dabei längst nicht mehr bei Versuchen der Bestechung. Sie ist inzwischen ganz ungeniert zu direktem Betrug übergegangen, wie es der jüngste Skandal um die jahrelang gefälschten Abgas-Messwerte bei VW-Dieselfahrzeugen beweist.

Lesen Sie hierzu bitte den Artikel von Jens Berger: VW ist nur die Spitze des Eisbergs

Eine besondere Form einer gewissermaßen legalen Kriminalität ist der geplante Verschleiß von Produkten. Die Dinge, die wir im Alltag benutzen, werden so gebaut, daß sie nicht allzu lange halten und möglichst sofort nach der Garantiezeit kaputt gehen. Auf diese Weise wird beim Kunden eine verdeckte Preiserhöhung durchgesetzt, gegen die er sich kaum wehren kann. Ganz zu schweigen von der Verschwendung von Rohstoffen, die hier besonders auffällig ist aber im Grunde bei Konkurrenzprozessen immer stattfindet.

Lesen Sie hierzu bitte die Besprechung des neuen Buches von Christian Kreiß "Geplanter Verschleiß".

Außerdem ist es ein Gesetz, daß eine totale Wettbewerbsgesellschaft sich ständig ausdehnen und beschleunigen muß. Das Land, das hierfür das beste Beispiel gibt, sind die USA. Der Konkurrenzkampf bringt es mit sich, daß jeder Einzelne, jeder Betrieb und auch jedes Land seine Leistung verbessern will. Damit wird eine ungeheure Dynamik in Gang gesetzt, eine Expansion, die alle Grenzen sprengt und auch die Natur überlastet. Uranus/Saturn und Uranus/Mars verlangen geradezu nach der Jupiter-Energie, damit alles (nicht nur im Sport, sondern auch in der Produktion) schneller, höher und weiter geht. Das Zauberwort heißt "Wirtschaftswachstum". In meiner Schule in Essen hing im Eingang ein Plakat mit einem Spruch, der dem Paderborner Unternehmer und Computerpionier Heinz Nixdorf zugeschrieben wird: "Wer nicht täglich besser wird, hört auf, gut zu sein!" Welch eine verrückte Antreiberei! Im Sport hat dieser Grundsatz zu einer beispiellosen Rekordjagd geführt. In der Wirtschaft geht es darum, daß die Produktivität ständig gesteigert wird, obwohl jeder klar denkende Mensch zugeben wird, daß ein grenzenloses Wachstum gar nicht möglich ist. Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit bedingen offensichtlich einander. Sie sind gewissermaßen Zwillinge des Konkurrenzkampfes und mit einer ökologischen Lebensweise grundsätzlich nicht vereinbar.

Das ist jedoch noch nicht alles: Der Konkurrenzdruck führt darüber hinaus dazu, daß auch die Härte in der Auseinandersetzung ständig zunimmt. Da jeder Teilnehmer am Wettbewerb seine Leistung zu steigern versucht, um nicht unterzugehen, wird automatisch eine Eskalation der Aggressivität in Gang gesetzt, die am Ende außer Kontrolle geraten kann. Wenn man sich fragt, warum ganz normale Menschen zu absolut rücksichtslosen Handlungen fähig werden oder sogar Staaten sich zu Wirtschaftskriegen bereit finden, dann bekommt man mit diesem Gesetz die Erklärung. Ein Konkurrenzkampf, der nicht durch Regeln gebremst und rechtzeitig beendet wird, beschwört am Ende genau eine solche katastrophale Situation herauf.

Die internationale Konkurrenz hat schließlich dazu geführt, daß ganze Länder ruiniert wurden. Die sogenannte Dritte Welt war immer der Hinterhof für die entwickelten Industrienationen. Ohne deren Elend wäre unser Wohlstand niemals möglich geworden. Was wären die Staaten des Nordens ohne die Rohstoffe des Südens? Zunächst durch jahrhundertelange koloniale Ausplünderung und Versklavung der Eingeborenen, später durch die erzwungene Öffnung für den Weltmarkt wurden diese Länder unterentwickelt gehalten. Zum Schluß haben Kriege (eine auf die Spitze getriebene Konkurrenz), die der Westen für Rohstoffe oder aus geopolitischen Gründen begonnen oder gefördert hat und an denen westliche Rüstungsfirmen enorm verdient haben, vielen Ländern den Rest gegeben. Wen wundert es, daß heute, wo durch die modernen Kommunikationsmittel die unterschiedlichen Lebensverhältnisse auf der Welt nicht mehr verheimlicht werden können, sich ein Heer von jungen Leuten aus diesen Ländern auf den Weg gemacht hat, um z.B. nach Europa und hier vor allem nach Deutschland zu gelangen? Der weltweite Konkurrenzkampf hat überall eine riesengroße Spaltung zwischen Arm und Reich erzeugt. Es scheint so, als ob die Armen ihre Lage jetzt nicht mehr ertragen wollen. Wenn die Reichen ihnen nicht helfen, wollen sie wenigstens dort leben, wo der Reichtum ist.

Video: Vermögen weltweit. Globale Ungleichheit in Zahlen

Meine bisherigen Überlegungen kritisieren den totalen Wettbewerb als eine Methode, die die menschlichen und auch die natürlichen Ressourcen unserer Welt zu Grunde richtet. Zu jeder Methode gehört aber immer auch ein bestimmtes Ziel. Dieses Ziel kann nicht unabhängig von der jeweiligen Methode gewählt werden. Methode und Ziel sind immer aufeinander bezogen und gehören zwingend zusammen. Es gibt hier keine Beliebigkeit. Die entscheidende Frage ist demnach, für welches Ziel ein allgemeiner Konkurrenzkampf, also die Dominanz der Märkte über den Staat, geeignet ist. Die Antwort ist eindeutig: Es kann nur ein materialistisches Ziel sein oder genauer ausgedrückt, Konkurrenz ist letztlich nur brauchbar für eine ständige Reichtumsvermehrung. Nur die sichtbaren und greifbaren Güter dieser Welt eignen sich dafür (dazu gehören auch Machtpositionen), weil immer nur einer sie besitzen kann. Es geht also beim Wettbewerb zwingend um den Kampf für mehr Privateigentum, das letztlich der Hauptwert des Kapitalismus ist.

Nun ist es natürlich eine Selbstverständlichkeit, daß die Menschen Eigentum besitzen dürfen, allerdings nur in bestimmten Grenzen, weil zu großer Reichtum auf der anderen Seite immer auch große Armut erzeugt. Eine ganz andere Frage stellt sich dagegen bei dem Problem des Produktivkapitals. Ist es in Ordnung, daß einige Menschen die Produktionsmittel besitzen und die anderen nur ihre Arbeitskraft? Diese Frage ist interessanterweise sowohl von den Marxisten als auch von den Päpsten in den Sozialenzykliken verneint worden. Der allgemeine Konkurrenzkampf des Kapitalismus hat aber genau zu dieser perversen Situation geführt und hat sie inzwischen sogar auf die Spitze getrieben. Es haben sich riesige internationale Konzerne herausgebildet, die die Kapitalkraft ganzer Staaten übertreffen und von diesen dann auch nicht mehr gebändigt werden können. Die Finanzkrise von 2008, wo die Banken als systemrelevant und schließlich als "too big to fail" erklärt wurden, spricht da eine deutliche Sprache. Ein totaler Wettbewerb führt eben immer zu einer großen Konzentration von Kapital, wodurch letztlich sogar Staaten erpreßbar werden.

Das Problem reicht aber noch viel weiter. Wenn wir in einer Welt des Wettbewerbs leben und damit auch in einer Welt des Materialismus, dann bedeutet das in der Konsequenz, daß alles zu einer Ware gemacht wird, auch der Mensch mit seiner Arbeitskraft. Und dann bedeutet das weiterhin, daß alles, was nicht zu einer Ware gemacht werden kann, letztlich unwichtig ist. Es verschwindet gewissermaßen aus dem Gesichtsfeld der Menschen. Es geht also nicht nur um das Problem der Ausbeutung von Menschen, das schlimm genug ist, sondern um die Verdinglichung des gesamten Lebens, also letzten Endes um die Entmenschlichung der Gesellschaft. Kapitalistischer Wettbewerb führt zwingend in die Barbarei.

Der Mensch wird reduziert auf seine Verwertbarkeit. Sein geistig-seelischer Bereich, sein geistig-seelisches Leben, sein Mitgefühl mit anderen Menschen, sein Wahrheitsgewissen, seine Liebesfähigkeit, sein Freiheitsverlangen, sein Bezug zu Transzendenz und Religion – alles das entzieht sich einer solchen Verdinglichung und hat deshalb im Kapitalismus keinen wirklichen Platz. Den Menschen wird höchstens eingeredet, daß sie durch den Besitz von Waren, mit denen sie bei entsprechender Leistungsfähigkeit im Konkurrenzkampf belohnt werden, alle diese "Dinge" auch bekommen: mit dem richtigen Bier "Freunde", mit der richtigen Zigarette "Freiheit", mit dem richtigen BH "Liebe" usw. Es ist der absurde Versuch, der besonders eine Strategie der Werbung bestimmt, mit materiellen Dingen die Befriedigung seelischer Bedürfnisse zu versprechen.

Die Methode des Konkurrenzkampfes eignet sich aber grundsätzlich nicht, um seelische Bedürfnisse zu befriedigen. Sie erreicht diese Ebene gar nicht. Eine tiefe seelische Verbundenheit zwischen Menschen ist ohne Solidarität und Rücksicht undenkbar, auch nicht ohne die Bereitschaft, gemeinsam Leid und Frustration zu ertragen – eine im kapitalistischen Verwertungsprozeß schlechthin unsinnige Vorstellung. Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, daß in einer kapitalistischen Welt menschliche Beziehungen, also auch Ehe und Familie, nur kurzfristig halten und immer anfälliger für Zerstörung werden.

Ein dramatisches Beispiel für eine Fehlentwicklung stellt in diesem Zusammenhang die Emanzipationsbewegung dar. Die im Ansatz durchaus berechtigte Forderung der Frauen nach "Gleichberechtigung" hat sich in der kapitalistischen, von Männern bestimmten Welt unter der Hand in ein Streben nach "Gleichheit" mit den Männern entwickelt. Die Frauen versuchen zu beweisen, daß sie am Arbeitsplatz genauso leistungsfähig sind wie die Männer und bekommen damit nicht nur den gleichen Streß zu spüren, sondern darüber hinaus noch die Belastung durch Hausarbeit und Kindererziehung, wo die Männer sie nicht in gleicher Weise unterstützen. Oft wollen sie dann gar keine Kinder oder allenfalls noch ein Kind, das dann schon im Alter von einem Jahr in die Kinderkrippe abgegeben wird. Die Erziehungsleistung der Frauen fällt entweder ganz aus oder ist inzwischen zu einer von Erzieherinnen und Lehrern beklagten Katastrophe geworden. In einer kapitalistischen Wettbewerbsgesellschaft ist vielen Frauen der Sinn für den Wert einer (unbezahlten) Familienarbeit abhanden gekommen.

Erst recht setzen Spiritualität und Religion die vertrauensvolle Hingabe an ein überweltliches Geheimnis voraus, das der menschlichen Verfügung absolut entzogen ist. Eine solche Verhaltensweise wäre das genaue Gegenteil eines leistungsorientierten Wettbewerbs, der auf Machbarkeit und Erfolg ausgerichtet ist. Aber sie bezeugt gerade dadurch die tiefste und authentischste Menschlichkeit.

In einer wettbewerbsorientierten Eigentums- und Wachstumsgesellschaft wird die Egozentrik gefördert. Das "Ich" wird aufgeblasen, das "Wir" kommt zu kurz. Vielleicht können drei Beispiele zeigen, daß wir durch Solidarität im zwischenmenschlichen Bereich und erst recht durch Hingabe im spirituellen Bereich nicht ärmer werden, sondern gewinnen, allerdings nicht durch Leistung und Privatbesitz: Wer einem anderen als Lehrer etwas erklärt, verliert dadurch nicht sein Wissen, sondern teilt es mit dem anderen. Er wird dadurch nicht dümmer, sondern zusätzlich als Mensch geachtet und respektiert. Wer sich in einem Konzert an der Musik erfreut, hört seinem Nachbarn nicht den Musikgenuß weg, sondern er verbindet sich mit ihm in einem gemeinsamen Erlebnis, das dadurch sogar noch intensiver werden kann. Und wer schließlich im Gebet oder in der Meditation den Kontakt zum Urgrund seines Lebens sucht, fühlt sich mit allen Wesen dieser Welt zutiefst verbunden und beschützt und gewinnt so einen inneren Reichtum, der ihn unabhängig von den Versprechungen einer Warenwelt macht.

Der totale Wettbewerb führt zum Konsumismus (das ist eine Sucht) und engt dadurch das menschliche Leben auf seine materialistische Ebene ein. Diese Ebene darf zwar ihr Recht bekommen und insofern ist auch Konkurrenz und das Streben nach Privatbesitz durchaus in Ordnung, allerdings nur in bestimmten Grenzen, wodurch anderen Menschen nicht die Lebensgrundlagen entzogen werden und die Menschen psychisch gesund bleiben. Die eigentlich menschlichen Ebenen liegen tiefer und müssen die Grenzen für ein solches Streben nach materiellen Gütern festlegen.

Gerade die Astrologie kann hier Orientierung anbieten: In ihrer Symbolik befindet sich Mars als persönlicher Planet (mit den anderen persönlichen Planeten Mond, Merkur, Venus und Sonne) an der Oberfläche der Persönlichkeit, Jupiter und Saturn als gesellschaftliche Planeten in der Mitte und Uranus im Lebensgrund. Die tiefste Energie, die die Richtung unseres Lebens bestimmt, wird aber trotzdem nicht von Uranus sondern von Neptun symbolisiert. (Pluto befestigt diese Energien, gibt ihnen aber keine eigene Richtung.) Neptun kommt vor Uranus und deshalb darf Uranus, der den Materialismus befördert, nicht zusammen mit Mars und Saturn unsere Lebenswirklichkeit dominieren. Hier muß vielmehr grundlegend Neptun bestimmen, der zur Verinnerlichung führt und damit Mitmenschlichkeit und (zusammen mit Jupiter) Transzendenz ermöglicht.

Es ist der Fluch des Wettbewerbs, daß er eine Dynamik in Gang setzt, die mit den Mitteln des Wettbewerbs nicht mehr gestoppt werden kann. Das Leben wird buchstäblich auf den Kopf gestellt: der Zusammenhalt der Gesellschaft geht verloren, die Natur wird zerstört und die einzelnen Gesellschaftsmitglieder werden in einem Kampf aller gegen alle aufgerieben. Dafür verantwortlich ist eine Uranus-Dominanz, die die ganze Moderne seit dem 14. Jahrhundert geprägt und sich ständig gesteigert hat. Es ist darum höchste Zeit, daß der Konkurrenzkampf (der Markt) seinen Nymbus als oberstes Ordnungsprinzip verliert. Die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens muß durch Solidarität (und mehr Gleichheit) gelegt werden, die von Neptun bestimmt wird.

Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 2015

Vervielfältigung mit Angabe des Verfassers gestattet

Als grundlegende Lektüre zum Problem des Wirtschaftswachstums und des Wettbewerbs empfehle ich folgendes Buch, das kürzlich erschienen ist:

Fabian Scheidler "Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation"

Das zerstörerische Potential einer totalen Wettbewerbsgesellschaft kritisiert die Journalistin Ulrike Herrmann (TAZ) in einem Interview:

"Der Kapitalismus wird chaotisch und brutal zusammenbrechen"

 

 

 

 

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