Neptun in Wassermann

Eine Chance für die Menschlichkeit

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Neptun befindet sich inzwischen im Tierkreiszeichen Fische, hat aber noch Kontakt zur Wassermann-Energie. Aus diesem Grund und weil der Konflikt zwischen Wassermann (Freiheit) und Fische (Solidarität) noch immer die gesellschaftliche Agenda bestimmt und sich in absehbarer Zeit sogar zuspitzen wird, lasse ich diesen Artikel auf meiner Homepage.

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Uranus (Wassermann) ist die Energie der Erfindung und Veränderung. Sie bringt mit ihren immer überraschenden Ideen und ihrem Humor die Einmaligkeit einer Persönlichkeit zur Geltung und dient insofern der Selbstverwirklichung. Sie liegt außerdem mit der ihr eigenen Fähigkeit zur Distanz und Unabhängigkeit auch immer quer zu traditionellen Problemlösungen und fördert auf diese Weise die Erneuerung auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens. Das sind alles gute Wassermannqualitäten und den Astrologen seit langem bekannt.

Die Wassermann-Energie ist aber noch mehr: Sie ist die in der menschlichen Persönlichkeit am tiefsten wurzelnde Yang-Energie und kann damit zum Wegbereiter für die übrigen Yang-Energien des Tierkreises werden. Das bedeutet, wenn die Wassermannenergie besonders betont wird, dann kommen auch die Energien von Schütze (Unternehmungsgeist), Löwe (Selbstdarstellung), Waage (Beliebtheit), Zwillinge (Kommunikation) und Widder (Selbstbehauptung) besser zum Zuge. Wassermann ist wie ein Schalter: wird er eingeschaltet, dann geht das gesamte Horoskop in Richtung Originalität und Eigenwilligkeit. Die schöpferischen Yang-Energien geben dann den Ton an. Damit bekommt das ganze Leben aber gleichzeitig einen Zug zur Aggressivität und zur Veräußerlichung. Die Wassermannenergie hat also eine Bedeutung, die weit über ihre Funktion als einzelne Tierkreisenergie hinausreicht.

Eine ähnliche Rolle spielt die Energie von Neptun (Fische). Sie ist einerseits die Energie der Feinfühligkeit und der Verinnerlichung. Sie fördert mit ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Fähigkeit zur Verschmelzung eine mitleidige Einstellung gegenüber den anderen Menschen und begründet damit das Ideal der Nächstenliebe. Außerdem gewinnt sie mit ihrer Bereitschaft zum Rückzug und zur Stille die Fähigkeit zur Anpassung an größere Zusammenhänge. Und damit entstehen jene Phantasien und Visionen, mit denen die Menschen voller Sehnsucht nach einer besseren Welt Ausschau halten. Soweit auch hier die klassische Interpretation dieser Tierkreisenergie.

Die Fische-Energie ist aber noch mehr: Sie ist andererseits als tief wurzelnde Yin-Energie ebenfalls ein Wegbereiter für die übrigen Yin-Energien des Tierkreises. Mit ihrer Unterstützung gewinnen die Energien von Stier (Sicherheitsstreben), Skorpion (Bindung/Liebe), Steinbock (Verantwortung), Jungfrau (Ordnungssinn/Vernunft) und Krebs (Fürsorge) eine ganz andere Wirkungsmöglichkeit. Auch sie funktioniert wie ein Schalter: Wird sie einschaltet, dann geht das gesamte Horoskop in Richtung Angepaßtheit und Hilfsbereitschaft. Die auf Anpassung gestellten Yin-Energien geben dann den Ton an. Und damit bekommt das ganze Leben gleichzeitig einen Zug zur Sanftheit und zur Verinnerlichung.

Die Balance zwischen den Energien von Uranus und Neptun hat demnach eine fundamentale Bedeutung für die Balance des ganzen Lebens, wie es durch den Tierkreis repräsentiert wird. (vgl. das Schaubild Die Balance des gesunden Lebens) Eine einseitige Betonung der Uranus-Energie muß zu einer Vernachlässigung einer sensiblen, nach innen gerichteten Lebenseinstellung führen. Auf diese Weise entstehen zwei typische Verhaltensweisen, nämlich die des Chaoten und die des Verfolgers. Beide Rollen sind gekennzeichnet durch große Eigenwilligkeit und Rücksichtslosigkeit.

Der Chaot handelt jedoch zugunsten seines eigenen spontanen Lustgewinns. Er will seinen Spaß im Augenblick, den er darin findet, daß er seine Lebensmöglichkeiten hemmungslos ausspielt. Was andere machen, interessiert ihn nicht, solange er machen kann, was er will. Der Verfolger unterstellt dagegen sein Handeln übergeordneten Grundsätzen. Er ist ein Fanatiker und versucht, anderen Menschen seine Lebensart und seine Prinzipien aufzuzwingen.

(vgl. das Schaubild Die neurotische Struktur der Lebensrollen)

Wenn wir uns die aktuelle Energiesituation vor dem Eintritt von Neptun in das Wassermannzeichen ansehen, dann ist die Überbetonung der Uranus-Energie und damit die Gefahr einer zunehmenden Aggressivität des Lebens unübersehbar. Uranus steht zur Zeit mitten im Wassermann-Zeichen, in seinem Domizil, und gewinnt damit eine große Stärke. Außerdem befindet sich Pluto im Schützezeichen und drängt damit radikal (Pluto) auf Expansion (Schütze). Das Fische-Zeichen ist dagegen zur Zeit von keinem langsamlaufenden Planeten besetzt.

Neptun ging lange Zeit durch das Steinbock-Zeichen und löste damit traditionelle Strukturen auf. Diese neptunischen Wirkungen waren seit etwa 15 Jahren zu spüren, wobei der zum Schluß ebenfalls durch das Steinbock-Zeichen transitierende Uranus zu den Auflösungstendenzen noch eine aggressive und zerstörerische Note beigesteuert hat. Den deutlichsten Ausdruck fand diese Energiesituation in dem Zusammenbruch des kommunistischen Weltreichs und damit verbunden in der deutschen Wiedervereinigung.

Allerdings waren die verflossenen Jahre auch von einem ungeheuren technologischen Neuanfang (dritte industrielle Revolution) und von großen gesellschaftlichen Veränderungen (Massenarbeitslosigkeit) begleitet. Mit dem Eintritt des Uranus ins Wassermann-Zeichen hat diese Entwicklung einen Höhepunkt erreicht, den wir zur Zeit erleben.

Es ist also zu erwarten, und die letzten Jahre haben es bereits überdeutlich gezeigt, daß wir mit den beiden Übertreibungen von Chaotik (Verrücktheit) und Verfolgung (Gewalt) im menschlichen Verhalten rechnen müssen, und zwar im privaten wie im politisch-öffentlichen Bereich.

Es scheint mir dabei typisch zu sein, daß die Bevölkerung in den modernen kapitalistischen Staaten ein chaotisches, lustbetontes Verhalten bevorzugt, und zwar vor allem im Freizeitbereich. Sie fordert die Spiel- und Spaß-Gesellschaft mit uferlosen Konsummöglichkeiten. Die Unternehmerschaft versucht dagegen verfolgerisch den Liberalismus neuzubeleben mit einer längst beerdigt geglaubten Marktradikalität, die den Sozialstaat (und die Gewerkschaften) vollständig in die Defensive gedrängt hat.

Im Zuge der Globalisierung der Märkte (Pluto in Schütze) wird eine Art internationaler Wirtschaftskrieg in Szene gesetzt, der zu Hause eine Massenarbeitslosigkeit bewußt in Kauf nimmt und darüber hinaus aus Kostengründen Lohnkürzungen und den Abbau der sozialen Sicherung fordert. Auch wenn es die maßgeblichen Herren der Wirtschaft und Politik nicht gerne hören, weil sie sich selbst für die Elite der Gesellschaft halten: das ist aggressive Verfolgung, also ein neurotisches Verhalten. Wer sich mit seinen unternehmerischen Leistungen so rücksichtslos durchsetzen will, mißachtet die Lebensgesetze, denn er drückt mit seiner "Tüchtigkeit" Millionen Menschen an den Rand des Existenzminimums, er reißt die Gesellschaft auseinander und er fügt der Ökologie einen vielleicht nicht wieder gutzumachenden Schaden zu.

In den traditionell eingestellten islamischen Staaten bevorzugt die Bevölkerung meiner Meinung nach eher eine verfolgerische Position in Form des religiösen Fundamentalismus. Für sie sind bestimmte Glaubensinhalte derart unantastbar, daß sie jedes fanatische Engagement gegenüber anders Denkenden rechtfertigen. Die entwickelten Industriestaaten und vor allem die USA mit ihrer liberal-chaotischen Lebenseinstellung bzw. aggressiv-expansiven Wirtschaftsform erscheinen diesen Staaten als der Todfeind. Das ist keineswegs ungefährlich und wahrscheinlich hat bisher nur die fehlende Einigkeit der arabischen Staaten den Westen vor kriegerischen Auseinandersetzungen bewahrt.

Ganz ähnlich scheint die Bevölkerung in den aufstrebenden Staaten des fernen Ostens (Japan und Korea) überwiegend verfolgerisch eingestellt zu sein. Hier zeigt sich diese Wassermannprägung allerdings säkularisiert als zielstrebige Leistungsbesessenheit, wie es die jüngste OECD-Studie auch offengelegt hat. Wer japanische Schulen in Deutschland kennt, weiß, daß es dort keine Disziplinprobleme gibt und daß die Schüler dort nicht nur ihren Schulstoff lernen, sondern darüber hinaus freiwillig Zusatzaufgaben erledigen. Es ist aber auch eine Tatsache, daß japanische Eltern ihre Kinder mit ungeheurem Ehrgeiz unter Druck setzen.

Es scheint so zu sein, daß die Menschheit in den letzten Jahren einen uranischen Auf- und Umbruch erlebt hat, den sie nur chaotisch bzw. verfolgerisch geschehen lassen konnte.

Eine Chance zu einer grundlegenden Ordnung und Regelung der laufenden Veränderungen besteht zur Zeit nicht, wie man auch aus den ohnmächtigen Versuchen der Politiker ersehen kann. Das könnte sich nun - wie ich hoffe - langsam bessern, nachdem sich die neptunische Energie Ende des Jahres 1998 mit der uranischen für längere Zeit verbunden hat (Neptun in Wassermann). Neptun hat gemäß seiner Eigenart die Fähigkeit darauf hinzuwirken, daß sich die überstarken aggressiven wassermännischen Impulse langsam auflösen. Das wäre eine Chance für mehr Menschlichkeit in der Gesellschaft.

Auch die Fische-Energie könnte allerdings übertrieben gelebt werden. Sie würde sich dann einerseits als extremes Rückzugsverhalten in die Welt der Phantasie und des Träumens äußern. Damit würde die Rolle des Opfers installiert. Im anderen Falle könnte sich die große Sensibilität vor allem als Mitleid mit den Verlierern in der Gesellschaft manifestieren. Bei entsprechender Übertreibung bis hin zur Selbstaufopferung käme die Rolle des Retters zum Zuge. Auf diese Weise bekämen die Horoskop-Energien eine Berührung mit zu großer Lebensängstlichkeit. Aber eine solche Übertreibung muß man zur Zeit nicht befürchten.

Auch mit dem Eintritt von Neptun ins Wassermannzeichen bleiben die aggressiven Impulse noch deutlich stärker. Es ist zunächst nur zu hoffen, daß die vorherrschenden Verhaltensmuster der Verfolgung und Chaotik im privaten wie im öffentlichen Bereich ihren Höhepunkt erreicht haben und sich nicht weiter verschlimmern.

Dabei wäre es aber durchaus denkbar, daß es zunächst zu größeren Katastrophen kommen muß, um die Dynamik der Wassermannenergie zu stoppen. Es gibt schließlich keine Garantie dafür, daß beim Zusammentreffen der neptunischen mit der uranischen Energie automatisch eine ausgeglichene Balance entsteht. Die Menschen könnten auch gerade jetzt den verrücktesten (Wassermann) Illusionen (Fische) nachlaufen oder die hinterhältigsten (Fische) Gemeinheiten (Wassermann) ausbrüten. Für die kommenden Jahren ist es aber nicht unrealistisch zu erwarten, daß die augenblickliche überdrehte Hektik und zwanghafte Fröhlichkeit bzw. fanatische Rücksichtslosigkeit und Wachstumseuphorie der Wirtschaft von einer eher depressiven Grundstimmung abgelöst werden.

Eine weitere Verstärkung der neptunischen Impulse, was sich für eine Balance des Lebens günstig auswirken könnte, ist zu erwarten, wenn Uranus in etwa 3 Jahren ins Fischezeichen eintritt. Eine Konsolidierung des sich dann langsam herausbildenden Gleichgewichts zwischen Neptun und Uranus, also von Sensibilität und Aggressivität, müßte der Eintritt Plutos ins Steinbockzeichen bringen, was immerhin noch etwa 8 Jahre in Anspruch nimmt.

Auf diesem Hintergrund würde ich gern meine Hoffnungen und Erwartungen formulieren, wobei es mir vor allem darum geht, die in der Postmoderne hoffnungslos in die Defensive gedrängten Yin-Energien des Tierkreises mit ihren positiven Möglichkeiten zu beschreiben.

Es ist jetzt ganz und gar nicht die Zeit, wo wir Angst haben müßten, mit unserer Originalität und Spontaneität zu kurz zu kommen. Ganz im Gegenteil: die uranischen Impulse (die übrigens durch die im Untergrund parallel mitlaufenden Energien des Wassermannzeitalters noch verstärkt werden) haben unsere Lebensumstände - sicher unvermeidlich - von Grund auf verändert. Das so entstandene Chaos muß nun gebändigt werden! Die Lösung liegt aber nicht in einer leistungsbesessenen verfolgerischen Ellbogengesellschaft.

Eine menschlichere Welt ist nur möglich, wenn die Energien von Uranus und Neptun - gewissermaßen in Form einer Konjunktion - miteinander verbunden werden.

Die Beispiele, die ich jetzt bringen will, mögen die Leser als Anregungen nehmen. Es sind Beispiele, die teilweise meine ganz persönlichen Erfahrungen mit einer entfesselten uranischen Welt widerspiegeln und die meine Hoffnung und meine Sehnsucht nach einer humaneren Welt zum Ausdruck bringen. Sie müssen durch die Hoffnungen und Visionen vieler anderer ergänzt werden.

1. Die Krebs-Energie

Die im Quincunx-Aspekt zur Wassermannenergie stehende Krebsenergie hat es zur Zeit besonders schwer, sich gegen die Zumutungen hemmungsloser Veränderungssucht und hektischer Außenorientierung zu behaupten. Die Verlierer dieses "Fortschritts" sind die Kinder.

Ich hoffe darauf, daß eine Zeit kommt, wo Eltern wieder die Zeit und den Mut finden zum Erziehen.

Die Familien prägen den Grund der Persönlichkeit und legen das Fundament einer Gesellschaft. Das ist keine konservative Ideologie, das ist eine simple und eigentlich logische Wahrheit. Wer wie ich über 30 Jahre als Lehrer mit jungen Menschen zu tun hatte und darüber hinaus zwei Kinder mit großgezogen hat, darf für sich auch in Anspruch nehmen, daß er aus Erfahrung spricht.

Aber gerade Astrologen müßten mir darin zustimmen, daß allein die Krebs-Energie die emotionale Fundierung der Gewissenbildung leistet, auf der dann andere Energien und die gesellschaftlichen Institutionen aufbauen können. Das setzt jedoch Eltern voraus, die bereit sind, sich um ihre Kinder intensiv zu kümmern. Heute werden allzuviele Kinder entweder vor dem Fernseher oder auf der Straße groß.

Ein großer Teil der Gesellschaft lebt inzwischen als Single und will keine Familien gründen. In den Großstädten wird etwa jede zweite Ehe geschieden. Die Familien selbst, wo es sie noch gibt, haben sich - wie ein Soziologe treffend bemerkte - als Ein-Kind-Familien zu einer Art Mutter-Kind-Union mit Trabanten-Vater zurückentwickelt.

Aber auch die Mütter lassen ihre Kinder inzwischen in vielen Fällen allein. Frauen wollen heute auf keinen Fall als "Heimchen am Herd" leben. Berufstätigkeit muß sein, auch wenn die Kinder noch klein sind. Der Beifall der Wirtschaft, die an flexiblen und billigen (Frauen)Arbeitskräften interessiert ist, wird ihnen dabei sicher sein. Die Familienpolitik unterstützt andererseits diese Einstellung, indem sie bei ihren Reformen ganz selbstverständlich von dem Paradigma der "Vereinbarkeit von Familie und Karriere" (selbst bei Kleinstkindern) ausgeht und den Müttern nahelegt, ihre Kinder von der Gesellschaft in Kinderkrippen versorgen zu lassen.

Insofern arbeiten eine egoistische Wirtschaft, eine ahnungslose Politik und eine (überzogene) Emanzipationsbewegung unheilvoll zusammen: Alle diese Interessengruppen beschädigen die Familie. Nachdem in der Nachkriegszeit die vaterlose Familie beklagt wurde, muß heute kritisiert werden, daß immer mehr Kinder praktisch ganz ohne Eltern aufwachsen.

Darüber hinaus läßt die Politik die Familien auch wirtschaftlich im Stich, und die Gesellschaft macht sich über die Dummen lustig, die sich heute noch Kinder anschaffen. Deshalb sind die meisten Eltern schon aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, ihre Kinder zu vernachlässigen. Die sich daraus ergebende Verwahrlosung ist erschreckend. Den Kindern wird die Kindheit gestohlen und die Gesellschaft beklagt anschließend lautstark die Gewissenlosigkeit und Verwilderung der Jugend.

Jede gesellschaftliche Reform muß letztlich scheitern, wenn nicht zuvor die Familien geheilt werden. Viele unserer Jugendlichen sind vor allem deswegen so egozentrisch, hemmungslos und brutal, weil sie in ihrem Leben niemals die Liebe und Fürsorge einer Mutter kennengelernt haben und schon im Alter von einem Jahr aus ihrem familiären Nest gestoßen wurden. Unter dem Deckmantel einer Wohlstandsgesellschaft wächst bei uns in den Großstädten eine Generation von primitiven Barbaren auf, die an die gröhlenden Horden der faschistischen Epoche erinnert, nur daß sie nicht fanatisiert für eine verrückte Idee marschiert, sondern hemmungslos ihren Spaß fordert.

2. Die Jungfrau-Energie

Nicht viel besser als der Familie ergeht es zur Zeit der Schule. Den Schülern ist sie zu langweilig. Sie wollen einen Lehrer, der wie ein Entertainer auftritt, und fordern einen Unterricht, der ihnen nichts abverlangt und ständig Spaß macht. Alle Welt redet vom Schulstreß. Aber das Gegenteil ist richtig. Die Schüler sind längst zum Streß für die Schule geworden. Es fehlen ihnen die Eigenschaften, die einen Lernerfolg überhaupt erst möglich machen und das sind vor allem Eigenschaften der Jungfrauenergie: Lernbereitschaft, Nachdenklichkeit und Bescheidenheit. Ausländische Schüler, die aus einem anderen Kulturkreis zu uns gekommen sind, sprechen manchmal diese Wahrheit drastisch aus, indem sie sagen: "Die deutsche Schule ist ein Irrenhaus!"

Einen kurzen Text still zu lesen, ist für viele eine fürchterliche Anstrengung geworden. Das Defizit bei den grundlegenden Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) ist enorm. Die Zahl der Schüler, die weder bildungsfähig noch bildungswillig sind, nimmt ständig zu. Darüber hinaus wird den Lehrern und den anderen Ausbildern nicht der notwendige Respekt entgegengebracht. Die Eltern stehen dabei auf der Seite ihrer (nicht erzogenen) Kinder und werfen den Lehrern vor, daß sie es nicht geschafft haben, ihren Kindern etwas beizubringen.

Im Grunde müßte den Lehrern aber eher vorgehalten werden, daß sie zu sehr dem Zug der Zeit gefolgt sind und um billiger Effekthaschereien und um sich bei ihren Schülern beliebt zu machen oder um nicht ihre eigene Karriere zu gefährden die Wahrheit der Schule als Ort ernsthaften und geduldigen Lernens verraten haben. Sie haben nicht energisch genug der Propaganda der Unterrichtsflüchtlinge in den Kultusbürokratien und Lehrplankommissionen widersprochen, daß ein Lehrer vor allem ein "Erlebnispädagoge" sein müsse. So gleicht die Schule inzwischen einer Mogelpackung, die außen ständig neu und mit viel Geld umorganisiert wird, wo aber der Inhalt, das Lernergebnis, immer schlechter ausfällt.

Die Pädagogik ist "verdinglicht". Man setzt auf Materialien und Organisation und auf Methoden, die die Schüler für die Wirtschaft brauchbarer machen sollen. Es fehlt aber überall an Menschlichkeit. Der Bildungsauftrag der Schule funktioniert nicht (oder nur noch für einen Bruchteil der jungen Generation in Sondersituationen) und der Erziehungsauftrag ist längst beerdigt worden. Man kann deshalb meiner Ansicht nach ohne Übertreibung sagen, daß das Bildungswesen ruiniert ist. Es ist aber nur ein Beispiel für den Mangel an Nachdenklichkeit und menschlicher Wärme in allen Bereichen unserer Gesellschaft.

Die Lehrer könnten allerdings zur Entschuldigung vorbringen, daß sie sich bei einem anderen Verhalten zwischen sämtliche Stühle gesetzt hätten. Weder die Schüler, noch die Eltern und schon gar nicht die Schulaufsichtsbehörden haben diejenigen Pädagogen, die unbeirrt ihre Arbeit getan hätten, unterstützt. Vielleicht ändert sich mit dem Eintritt Neptuns ins Wassermannzeichen langsam die Einstellung der Gesellschaft, so daß Schule wieder Schule wird im Sinne einer umfassenden und ernsthaften Schulung der Persönlichkeit.

Es gäbe eine einfache Reform, die wirklich Wunder wirken könnte und die in der heutigen Situation, wo die Schüler immer schwieriger werden, auch unumstritten ist: die Schule braucht deutlich kleinere Klassen (10 bis 15 Schüler) und entsprechend mehr Lehrer. Dafür müßte die von den Kultusbehörden festgelegte Schüler-Lehrer-Relation geändert werden. Genau dagegen sind aber die jeweiligen Finanzminister der Länder, weil dem Staat einfach das Geld fehlt. So werden bisher immer wieder neue pädagogische Rezepte ausprobiert, die die Quadratur des Kreises lösen sollen: ein besseres Lernergebnis wird erwartet bei ständig ungünstiger werdenden Rahmenbedingungen.

3. Die Fische-Energie

Den Beitrag, den die Fische-Energie bei einem Zusammentreffen mit der Wassermann-Energie unmittelbar und direkt leisten könnte, wäre ein neuer Sinn für Solidarität. Sicher, die in den letzten 100 Jahren errungenen sozialen Sicherheiten müssen überprüft werden. Im Moment werden sie aber nicht mit dem Willen zur Reform zur Diskussion gestellt, sondern mit dem Willen zur Abschaffung.

Den Ton geben die "produktiven Chaoten" in den Chefetagen der multinationalen Konzerne und Banken an, die ohne Rücksicht auf die gesellschaftlichen Folgen einen gnadenlosen Wettbewerb forcieren. Der "Standort Deutschland" muß attraktiver werden. Mit dem Argument der Globalisierung werden alle Instrumentarien der Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhalts in die Defensive gedrängt und das ohne wirklichen Grund, denn der deutschen Wirtschaft geht es zur Zeit durchaus gut. Es wird mit dem amerikanischen Modell geliebäugelt, das den frühkapitalistischen Verhältnissen sehr ähnlich ist und die Risiken des Arbeitslebens wieder dem einzelnen Arbeitnehmer allein aufbürden will.

Die neue Solidarität müßte aber noch viel weiter gehen als in der Vergangenheit: Sie muß z. B. einen gerechten Ausgleich zwischen Arbeitsbesitzern und Arbeitslosen beinhalten. Es ist ein Skandal, daß das Problem einer notwendigen Arbeitszeitverkürzung heutzutage wassermännisch rücksichtslos auf die Weise gelöst wird, daß ein Teil der Belegschaften entlassen wird und der verbliebene Teil Überstunden macht.

Die neue Solidarität muß z. B. einen besseren Ausgleich zwischen Familien mit Kindern und kinderlosen Doppelverdienern zustandebringen. Da die nachwachsende Generation letztlich die Renten sichert, müssen sich die Kinderlosen ganz anders als bisher an den Kosten der Erziehung in den Familien beteiligen. Außerdem ist nicht einzusehen, daß Nur-Verheiratete ohne Kinder eine bessere Steuerklasse bekommen und über Zusammenveranlagung und Splitting-Tabelle gerade als Großverdiener enorme Steuersummen sparen können, die andererseits den Familien fehlen.

Die neue Solidarität muß z.B. weiter eine Solidarität mit der zukünftigen Generation einschließen, denn es entspricht nicht den Lebensgesetzen, daß eine Generation auf Kosten einer anderen die Erde plündert und ihr darüber hinaus noch einen giftigen Müllberg hinterläßt.

Die neue Solidarität muß schließlich zum ersten Mal wirklich international und weltumspannend sein. Anders ausgedrückt, die Länder der sogenannten 3. Welt müssen in ihr gleichberechtigt einen Patz finden. Die soziale Marktwirtschaft, die wirtschaftlich die uranischen mit den neptunischen Impulsen zu verbinden sucht und die zunächst in Europa aufgebaut wurde, muß also weltweit neu installiert werden. Daß das gewaltige Rückwirkungen auf den Wohlstand, die Einkommensverteilung und die Lebensverhältnisse in den Industriestaaten haben wird, brauche ich hier nicht näher zu erklären.

4. Die Steinbock- Energie

Viele der eben gewünschten Entwicklungen, vor allem was die 3. Welt betrifft, können nicht in den nächsten Jahren kommen. Dazu bedarf es wahrscheinlich Jahrhunderte. Die jetzt schon möglichen Veränderungen brauchen allerdings als Garantie eine neue gesellschaftliche Übereinkunft, also einen Gesellschaftsvertrag, der auch von einem leistungsfähigen Gewaltapparat - und das kann nur der Staat sein - erzwungen und durchgesetzt werden kann.

Wer eine neue Solidarität will, kann sich letztlich keinen schwachen Staat wünschen, der hoffnungslos verschuldet ist.

Insofern muß der Staat, spätestens wenn Pluto durch das Steinbockzeichen läuft, neu an Einfluß gewinnen. Es war zu allen Zeiten so, daß gesellschaftliche Umbrüche und Neuanfänge mit einer staatlichen Schwächeperiode einhergingen. Für die Zukunft kann man hoffen, daß der im Moment zu beobachtende Rückzug des Staates aus der Verantwortung (Ausverkauf staatlicher Besitztümer in Verbindung mit Steuersenkungen und Lockerung von Schutzgesetzen) nicht von Dauer sein wird. Zu befürchten ist allerdings, daß der Staat gerade im Zusammenhang mit der Terrorismus-Hysterie einseitig das Thema Sicherheit auf die Agenda setzt und vor allem autoritäre Überwachungs-Strukturen ausbaut.

Wenn die zur Zeit dominierende Wassermann-Energie zur Veräußerlichung des gesellschaftlichen Lebens drängt, dann darf der Staat vor allem den geistig-moralischen Bereich nicht den Marktkräften ausliefern. Der Markt (Leistungswettbewerb) versorgt die Bevölkerung gut mit materiellen Gütern und Dienstleistungen. Für die Versorgung mit geistig-moralischen Angeboten (z.B. Bildung und Erziehung/Wertevermittlung) ist er nicht geeignet, weil er sich allein an der Verkäuflichkeit orientieren muß. Die Käufermassen wollen materiellen Genuß und Sensationen. Das führt immer zu deutlichen Niveauverlusten, wie etwa die Programme der privaten Fernsehanstalten beweisen. Ein Staat, der sein geistig-moralisches Fundament den Marktkräften überantwortet, driftet in die Barbarei!

5. Die Stier- und Skorpionenergie

Die Stier- und Skorpionenergie (die Achse 2/8) bildet nach meiner Auffassung das Fundament der menschlichen Persönlichkeit. Hier sind die wichtigsten Werte eines jeden Menschen gespeichert. Die Skorpion-Energie verankert die Werte gefühlsmäßig in der Tiefe der Persönlichkeit, die ein Mensch liebt, für die er sich engagieren möchte, wofür er bereit ist, Opfer zu bringen, die er unter Umständen sogar mit dem Einsatz seines Lebens verteidigen würde. Die Stier-Energie sammelt, was zur Sicherung der Existenz als unbedingt notwendig erscheint, was der betreffende Mensch meint, unbedingt haben zu müssen.

Für jeden Menschen sind diese Werte etwas ganz Persönliches. Niemand hat genau dasselbe Wertesystem wie ein anderer. Es gibt aber typische gesellschaftliche Trends und es gibt auch Entwicklungen, die sehr problematisch sind.

Unter dem Einfluß starker Wassermann-Impulse gilt ganz allgemein, daß sich das Wertesystem der Menschen veräußerlicht.

Man kann grob drei Manifestationsebenen der Werte unterscheiden: eine körperlich-vitale Ebene, eine geistig-seelische Ebene und eine spirituell-religiöse Ebene.

Unter Wassermann-Einfluß neigt der Mensch zu einer Überbetonung des Körperlichen, unter Neptun-Einfluß zu einer Überbetonung des Seelisch-Spirituellen. Beides geht auf Kosten der Mitte, also auf Kosten einer ausgeglichenen Menschlichkeit.

Die heutige Situation, die sehr stark durch die Wassermann-Energie bestimmt wird, ist geprägt von überzogenem materiellen Genußstreben (Stier) und sexuellem Hedonismus (Skorpion). Die Erklärung für eine solche Situation ist astrologisch nicht sehr schwer zu finden: Das ausgeprägte Freiheitsbedürfnis der Wassermann-Energie führt zu einer Verdrängung der geistig-seelischen und der spirituell-religiösen Energien, weil diese einer eigenmächtigen Manipulation im Wege stehen.

Unter Wassermann-Einfluß will der Mensch genießen und lieben, aber er will sich trotzdem gleichzeitig unabhängig und frei in der Hand behalten.

Das kann er nur, wenn er sich ganz bewußt (oder auch unbewußt) auf die äußere materielle Welt konzentriert, denn allein diese leistet seinen manipulativen Bedürfnissen keinen eigenen Widerstand. Insofern führt die Wassermann-Energie nur bei sehr erlöster Manifestation (in Verbindung mit der Neptun-Energie) zu geistigen Höhenflügen, im allgemeinen eher zu plattem Materialismus. Das machen sich die meisten Astrologen, die das Hohe Lied des Wassermann-Zeitalters singen, nicht klar.

Die Menschen im Wassermann-Zeitalter wollen genießen und sich durch materiellen Besitz absichern. Das hat dazu geführt, daß für viele Astrologen auch die Stier-Energie auf diese Qualitäten reduziert worden ist. Stier, so lernt der Astrologie-Schüler, bedeutet materielle Sicherheit, mit der Betonung auf "materiell". Unter der Hand wird so der Stier zum Zeichen des Materialismus. Das ist aber eine typisch wassermännische Reduktion. Die Stier-Energie bedeutet viel mehr. Sie ist in Wahrheit die Energie der ganzen Lebensfülle. Und Leben heißt keineswegs nur, materiellen Wohlstand anzuhäufen. Auf der körperlich-vitalen Manifestationsebene geht es dem Stier zwar um Geld und Besitz, auf der geistig-seelischen Ebene spricht man aber besser von Talenten.

Der Stier weiß, daß jede Energie des Tierkreises Substanz braucht, um existieren zu können. Und so sammelt er unermüdlich - je nach Zeichenstellung - die unterschiedlichsten Qualitäten und stattet sie mit seiner Quantität aus. Er sammelt Kraft (Widder), Informationen (Zwillinge), Geborgenheit (Krebs), Möglichkeiten der Selbstdarstellung (Löwe), Einsichten (Jungfrau) usw. Das ganze Leben steckt in ihm, aber er nimmt es von der quantitativen Seite, während er sich die Qualitäten von den anderen Tierkreiszeichen vorgeben läßt.

Mit dieser Lebendigkeit und Lebensfülle kann der Wassermann nichts anfangen. Sie behindert sein Experimentierbedürfnis. Er muß das Leben zerschneiden und seine Einzelteile künstlich neu zusammensetzen. Darin liegt seine Originalität und sein Erfindungsreichtum. Am einfachsten gelingt das der Wassermann-Energie, indem sie sich auf die materielle Seite des Lebens beschränkt und alles Seelische ignoriert.

Karl Marx nannte das Ergebnis eines solchen Vorgehens in einem anderen Zusammenhang "Verdinglichung" und kritisierte die menschlichen Folgen als "Selbstentfremdung". Der Wassermann verdinglicht alles. Man darf ihm das nicht vorwerfen, es ist die Art dieser Energie. Aber in der Übertreibung beschränkt er damit die Fülle des Stiers und gefährdet am Ende die Lebensgrundlagen selbst.

In der Spannung zwischen Wassermann und Stier liegt die heute viel diskutierte Problematik von Ökonomie und Ökologie.

Das Freiheitsbedürfnis stellt dem Wassermann übrigens noch an einer anderen Stelle ein Bein: Seine ebenfalls vielbesungene Fähigkeit zur Freundschaft sieht bei Licht betrachtet eher etwas schäbig aus. Entweder geht der stark wassermännisch Geprägte als Chaot unberechenbar und überraschend eigene Wege oder er versucht als Fanatiker die anderen so zu manipulieren, daß sie hinter ihm herlaufen. Willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein! lautet dann (unter Skorpion-Einfluß) die radikale Devise der Wassermann-Cliquen. Toleranz lassen sie nur für sich selbst gelten.

Vielleicht wird es sich auch in Astrologenkreisen langsam herumsprechen, daß die Gabe der Toleranz maßgeblich von der Jungfrau/Fische-Achse (Einsicht und Einfühlung) in Verbindung mit der Waage-Energie bestimmt wird. Freundschaft entsteht dagegen durch die Verbindung der Energien von Waage (Sympathie), Skorpion und Wassermann unter der Voraussetzung, daß sich die Liebe (Skorpion) an Grenzen hält (Zuneigung mit Distanz).

Die Sexualität stellt ein weiteres trauriges Beispiel einer wassermännischen Verarmung dar. Die in der Gesellschaft allgemein benutzten Worte sind schon verräterisch. Selbst psychologisch Gebildete sprechen inzwischen ganz ungeniert vom Sex miteinander haben, wo sie eigentlich von Liebe sprechen müßten. Die Notwendigkeit einer tiefen seelischen Verbundenheit für eine leidenschaftliche körperliche Umarmung, die beglückend ist und auch durch den Alltag trägt, wird von vielen nicht mehr gesehen. Statt dessen bastelt man an Techniken, um den Lustgewinn zu steigern.

Nun muß man der Wassermann-Energie zugute halten, daß sie durch Aufklärung und die Erfindung empfängnisverhütender Mittel wirklich einen wichtigen Beitrag zur sexuellen Emanzipation geleistet hat. Aber trotzdem hat sie für die geistig-seelische Manifestations-Ebene des Skorpion kein Verständnis.

Der starke Trend zum hinduistischen Tantra ist dafür vielleicht ein gutes Beispiel. Im Tantra gilt der Grundsatz: Es ist nicht so wichtig, wen Du liebst, wichtig ist allein, wie Du liebst (Margo Anand: Die Kunst der sexuellen Ekstase, S. 40). Konsequenterweise ist der Liebespartner lediglich ein Durchgangspunkt für die Gottheit und wird auch mit derem Namen (Shiva, Shakti) angeredet. Die Einmaligkeit der menschlichen Persönlichkeit, die letztlich der Grund dafür ist, daß die sexuelle Bindung eine so problematische und schwierig zu lebende Angelegenheit ist, wird also geleugnet. Das kommt der wassermännischen Selbstherrlichkeit mit ihrem unbedingten Freiheitswillen sehr entgegen.

Damit ist beispielsweise auch das Schamgefühl sinnlos geworden. Paare können etwa im Labor untersuchen lassen, wie ihr Orgasmus funktioniert. Der Tantra-Lehrer hat auch nichts dagegen, seine Kunst direkt an seinen Schülern zu demonstrieren, wie man in Margo Anands Buch nachlesen kann. Das Ziel ist der Super-Orgasmus, der bis zu einer halben Stunde dauern kann!

Der Partner wird damit zu einer Art Lustinstrument, das es gilt, möglichst virtuos zu spielen.

Bezeichnenderweise fühlen sich solcherart trainierte Paare keineswegs besser miteinander verbunden. Ganz im Gegenteil. Schuld daran ist der Wassermann, der auch in der größten (körperlichen) Ekstase (seelisch) noch ganz "cool" bleibt. Sein Versuch, im Konflikt zwischen Liebe und Freiheit gewissermaßen die Quadratur des Kreises zu lösen, beschränkt sich eben darauf, die Skorpion-Energie allein auf der körperlich-vitalen Manifestationsebene (Sex/Lust) zuzulassen, ohne seelische Hingabe und ohne ernsthafte Bindung. Daß dieser Hedonismus tragfähigen menschlichen Beziehungen direkt widerspricht, dürfte eigentlich klar sein.

Der Astrologe Tad Mann (Mystische Sexualität) sprach in diesem Sinne in einem Interview in ASTROLOGIE Heute (Nr. 63/1996) davon, daß die heutige Sexualität sehr dicht bei der Prostitution liegt. Ich würde ihm unbedingt Recht geben, wobei ich nach meinen - sicher unrepräsentativen - Beobachtungen meine, daß sich die (neptunisch geprägten) Frauen dabei mehr beschädigen als die (uranisch geprägten) Männer. Vielleicht geht auch die Zeit einer solchermaßen entseelten Sexualität mit dem Eintritt von Neptun ins Wassermann-Zeichen ihrem Ende entgegen.

Der Versuch, eine egozentrische Ekstase herbeizuführen, kennzeichnet vielleicht am besten die Grundströmung des Wassermann-Zeitalters. Hierhin gehören z.B. auch die Versuche, durch extreme sportliche Belastungen auf "natürliche" Weise high zu werden, hierhin gehört das Aufsuchen extremer Lebensumstände und Gefahren (Überlebenstraining), um den (uranischen) "Kick" zu bekommen. Hierhin gehören die rhythmischen Verrenkungen und der Lärm der Techno-Generation mit der gleichzeitigen Einnahme einer Droge, die bezeichnenderweise den Namen "Ekstasy" trägt und hierhin gehört eben auch die Mißhandlung der Skorpion-Energie, die aus der Hingabe ein unverbindliches Spiel und aus der Liebe ein Leistungstraining der Lust macht.

Im Grunde hat die heute dominierende Wassermann-Energie die Erlebnisfähigkeit der Menschen vollkommen abgestumpft. Wir sprechen zwar von der "Erlebnisgesellschaft", aber um überhaupt noch etwas empfinden zu können, müssen ständig neue Sensationen und Gefahren gesucht werden. Die entsprechenden Angebote überschlagen sich, ohne daß die Menschen, die diese Angebote kaufen, mit ihrem Hunger nach seelischer Befriedigung zur Ruhe kommen.

Die Unfähigkeit der Wassermann-Energie, sich an einen konkreten Menschen oder an eine Aufgabe innerlich zu binden, hat aber noch eine weitere Auswirkung. Der Wassermann hat kein Verhältnis zum Leid. Er geht ihm aus dem Weg, wo immer er nur kann, weil er es für sinnlos hält.

Leid kann nur entstehen (abgesehen von plötzlichen Unfällen oder Krankheiten), wenn sich der Mensch an eine Situation seelisch gebunden fühlt, diese Situation ihm aber andererseits Schwierigkeiten bereitet. Gäbe es diese Bindung (Skorpion) nicht, würde jeder einer solchen belastenden Situation aus dem Weg gehen. Genau das tut der Mensch im Wassermann-Zeitalter. Er predigt ein solches Verhalten geradezu als Vernunft und empfiehlt z.B. für Sterbende oder in Fällen großer Behinderung bzw. bei unheilbaren Krankheiten den "Gnadentod". Das ist die viel gepriesene Humanität des Wassermann: ohne Verständnis für das Leben und ohne Demut vor dem Tod!

Damit betrügt er sich letztlich selbst um die Möglichkeit radikaler Verhaltensänderungen, denn diese setzen immer die Erfahrung von Leid voraus. Und damit steht der Wassermann gerade mit seiner lebensfeindlich verengten technizistischen Sicht vom Menschen dem von ihm gewünschten Fortschritt der Menschheit am meisten selbst im Wege.

Im politischen Diskurs käme es dabei darauf an, die Rangordnung der Grundwerte umzukehren. Wir haben heute eine Tendenz, das Grundrecht auf Freiheit an die Spitze zu stellen, vor die Werte von Gleichheit und Solidarität. Das Gegenteil ist jedoch richtig: Der Planet Neptun hat die entferntere Bahn und nicht Uranus, und deshalb muß auch die neptunische Energie (Rücksicht, Opferbereitschaft) den Rahmen für die uranische abgeben. Gleichheit kommt vor Freiheit und nicht umgekehrt, sonst wird Freiheit zur Willkür!

Wer im Wassermann-Zeitalter, sei es im privaten sei es im öffentlichen Leben, etwas verbessern will, der sollte sich vor allem folgenden Grundsatz einprägen:

Die übertriebene Wassermann-Energie kann nicht durch noch mehr Wassermann (technische Erfindungen) geheilt werden, wie es z.B. in Politik und Wirtschaft ständig versucht wird, sondern nur dadurch, daß die Eigenschaften der anderen 11 Tierkreis-Energien gleichberechtigt mitberücksichtigt werden.

Dabei hat die Fische-Energie als direkte Gegenspielerin des Wassermann eine besondere Funktion. Die Fische-Energie vermittelt vor allem die Fähigkeit zum Verzicht. Der Verzicht auf überflüssigen materiellen Luxus und die Hinwendung zu personalen Werten (Mitgefühl, Solidarität, Gerechtigkeit, Religion), die alle durch die Fische-Energie symbolisiert werden, wären die Erlösung aus der wassermännischen Sackgasse. Wer das als Astrologe nicht begreift, wird den Menschen unserer Zeit bei ihren Problemen nicht helfen können! Doch wie heißt es schon bei Goethe im Faust: "Den Teufel (den unerlösten Wassermann) spürt das Völkchen nie, und wenn er es beim Kragen hätte!"

Ich will es bei diesen sicher sehr kurz dargestellten Hoffnungen und Wünschen bewenden lassen. Eine menschlichere Welt können wir nur erwarten, wenn sich die Energien von Uranus und Neptun gegenseitig in die Balance bringen. Das kann nicht von selbst geschehen. Die Menschen müssen dieses Gleichgewicht der Kräfte auch wollen. Sie werden es aber leichter haben, wenn die kosmische Energiesituation dieser Balance entgegenkommt.

 

Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 1998

Vervielfältigungen mit Angabe des Verfassers gestattet 

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Nachtrag 2012

Den oben stehenden Artikel habe ich 1998 geschrieben. Inzwischen befinden wir uns im Jahre 2012 und Neptun ist endgültig ins Fische-Zeichen eingerückt. Es stellt sich die Frage, ob wir in dieser Zeit der Menschlichkeit ein Stück näher gekommen sind.

Nach den Erfahrungen der letzten Jahre möchte ich diese Frage verneinen. Es sieht eher so aus, daß ein Absturz in die Barbarei droht. Dafür sprechen nicht nur die ständigen Selbstmordattentate in der muslimischen Welt, sondern auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Globalisierung in den entwickelten Industrieländern und in den meisten Ländern der sogenannten Dritten Welt, soweit sie sich inzwischen abzeichnen. Zwar ist es richtig, daß auf technischem Gebiet (Uranus mit Jungfrau-Energie) ständig Fortschritte erzielt werden, aber auf menschlich-sozialem Gebiet (Neptun mit Jungfrau-Energie) ist es genau umgekehrt. Insofern hat die uranische Energie nach wie vor die Nase vorn, und die neptunische Energie wird ihr untergeordnet und instrumentalisiert.

Vor allem der Staat als Garant der Gerechtigkeit und des sozialen Friedens wird von zwei Seiten in die Enge getrieben: Einerseits werden ihm vor allem durch Steuermanipulationen von Seiten der Großkonzerne, Banken und Versicherungen (die mit hochspekulativen Kapitalfonds zusammenarbeiten) wichtige Einnahmen entzogen, andererseits bekommt er das Problem der Arbeitslosigkeit nicht in den Griff, weil durch eben diese Wirtschaftssubjekte Zigtausende von Arbeitsplätzen durch Rationalisierungen und Firmenaufkäufe verloren gehen und ebenfalls ständig Arbeitsplätze mit geringer Qualifikation in Billiglohnländer (Osteuropa, Indien, China) verlegt werden.

Zwar erlebte vor allem Deutschland im letzten Jahr einen starken Wirtschaftsaufschwung, der aber nach wie vor vom Export ausgeht. Da gerade die deutschen Firmen durch ständige Lohndrückerei (fehlende Mindestlöhne, Leiharbeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse) und den Abbau von Sozialleistungen ihre Lohnstückkosten erheblich gesenkt haben, konnten sie im europäischen Wettbewerb die Führung übernehmen. Deutschland hat schließlich als einziges Land in Europa trotz steigender Gewinne eine negative Einkommensentwicklung der abhängig Beschäftigten durchgesetzt.

Folglich haben die Betriebe jetzt volle Auftragsbücher und müssen nun nach Jahren der Abstinenz ihre Ausrüstungen erneuern. Dafür werden natürlich auch Arbeitskräfte gesucht, allerdings nur solche mit hoher Qualifikation. Es gibt inzwischen auch bescheidene Reallohnsteigerungen in bestimmten Branchen. An einem großen Teil der Bevölkerung, besonders an den Minderqualifizierten und Langzeitarbeitslosen, geht dieser (geringe) Aufschwung aber völlig vorbei. Vor allem fehlt es durchgehend an Kaufkraft der Bevölkerung, weil die Betriebe ihre Gewinne nicht angemessen weitergegeben haben, so daß eine vom Konsum getragene Binnenkonjuktur bisher ausgeblieben ist.

Eine Polarisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse ist offensichtlich überall auf der Welt der Preis der Globalisierung. In Europa haben sich aber vor allem in Deutschland die Verhältnisse extrem entwickelt. Hier versucht die Politik, den Wettkampf der Globalisierung zu gewinnen (Exportvizeweltmeister) und die sozialen Probleme möglichst zu den schwächeren europäischen Ländern zu verschieben.

Es gibt letztlich keine Möglichkeit innerhalb einer offenen Globalisierung, diesen unerklärten Krieg um Wohlstand aufzuhalten, solange keine internationalen Abkommen zwischen den Staaten existieren, die soziale und ökologische Standards verbindlich festlegen. Deutschland muß allerdings nicht an der Spitze der Kriegstreiber marschieren.

Von der Globalisierung werden z.B. sicher die osteuropäischen Schwellenländer und vor allem Indien und China profitieren, deren gesellschaftlicher Wohlstand insgesamt langsam zunimmt, allerdings um den Preis großer sozialer Spannungen in diesen Ländern. In den alten Wohlstandsregionen polarisieren sich die Verhältnisse insofern, als eine Umverteilung des Reichtums innerhalb dieser ehemals befriedeten Gesellschaften von unten noch oben erfolgt ist: die Reichen wurden immer reicher und die Armen immer ärmer.

Die entscheidende Frage bei allen Reformplänen ist deshalb die nach dem Beitrag der reichen und mächtigen Firmen und Familien. Sie wird in unserer Gesellschaft leider selten gestellt. Auch die Kirchen hätten aufgrund ihrer Soziallehre die Pflicht, klar und eindeutig (vor allem gegenüber den sogenannten christlichen Parteien) Stellung zu beziehen: Dieser "Raubtierkapitalismus" ist ein System der Ungerechtigkeit, ein System der Schande!

Die neue Armut wird bald den Zusammenhalt unserer Gesellschaft sprengen. Von einem sozialen Kapitalismus, den gerade die Deutschen nach dem 2. Weltkrieg (schuldbewußt) zu installieren versuchten, kann keine Rede mehr sein.

Die Perspektive des Neoliberalismus ist düster: Es drohen in Europa chaotische Verhältnisse, wie wir sie sonst nur aus der Dritten Welt kennen. Die Arbeitslosigkeit und Verarmung der Bevölkerung bis in die Mittelschicht hinein wird weiter zunehmen und damit die Bereitschaft zur Gewalt. Die häufiger werdenden Mißhandlungen von Kindern im Elternhaus und andererseits die Bereitschaft von Jugendlichen, sich in pubertären Wettkämpfen buchstäblich ins Koma zu saufen, sind bereits deutliche Alarmzeichen einer um sich greifenden Verwahrlosung. Die fehlende Erziehung in den Familien hat nicht nur in den Schulen zu ständig sinkenden Leistungen geführt (die PISA-Studie zeigt da nur die Spitze des Eisbergs), sondern hat vor allem auch die Moral der Jugendlichen vollständig untergraben und in der Konsequenz eine allgemeine Rücksichtslosigkeit hervorgebracht. Immer größere Teile der Gesellschaft werden marginalisiert und driften meiner Meinung nach auf einen sozialen GAU zu.

Daß auch der Kampf gegen den Terrorismus nicht gewonnen werden kann, solange die westlichen Industriegesellschaften und vor allem die USA einseitig auf Unterdrückung und Gewalt setzen und nicht für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung eintreten, sei hier am Rande angemerkt.

Die Autorität des Staates wird in dieser Situation nicht dazu verwendet, die durch den Geist des Neoliberalismus verursachten sozialen Verwüstungen der Gesellschaft zu stoppen und rückgängig zu machen, sondern allein dafür, die stärker werdenden Protestbewegungen der Bürger in Schach zu halten. Im Namen der Sicherheit wird die Angst vor dem internationalen Terrorismus zu dem Hebel, mit dem nun langsam Schritt für Schritt ein Überwachungsstaat etabliert wird. Es könnte sein, daß die postmoderne Spaßgesellschaft, die in der Vergangenheit Aldous Huxleys Utopie ("Schöne neue Welt") praktiziert hat, in einer vielleicht nicht mehr allzu fernen Zukunft das von George Orwell beschriebene autoritäre Gesellschaftsmodell ("Im Jahre 1984") erlebt.

Hinzu kommt die aktuelle Gefahr durch eine Klimakatastrophe. Es kann inzwischen nicht mehr bestritten werden, daß die Erwärmung der Erdatmosphäre einen kritischen Grad erreicht hat und der Welt dramatische Veränderungen des Wetters in Gestalt von Hitzeperioden, Starkregen, Überschwemmungen und gewaltigen Stürmen drohen. Ganze Landstriche könnten durch den Anstieg des Meerespegels unbewohnbar werden und eine Völkerwanderung in Gang setzen. Für eine Begrenzung der Katastrophe bleibt der Menschheit vielleicht nur ein Zeitfenster von etwa 10 Jahren.

Der weltweite Kampf um Märkte, Macht und Wohlstand (Globalisierung) trifft also zusammen mit der Notwendigkeit, auf die Grenzen der Belastbarkeit der Erde Rücksicht nehmen zu müssen. Es ist völlig unersichtlich, wie die Menschheit diesen Widerspruch lösen will, es sei denn, sie wäre bereit und imstande, den Motor abzustellen (die kapitalistische Gier), der diese Problematik in Gang hält.

Zusammenfassend muß also festgestellt werden, daß ich 1998 die Verhältnisse viel zu optimistisch eingeschätzt habe. Das direkte Zusammentreffen der Energien von Neptun und Uranus wird nur bei einzelnen Persönlichkeiten, deren Entwicklung dafür reif ist, einen ganz persönlichen Weg in die transzendente Tiefe des Lebens und damit zu mehr Menschlichkeit bereiten. Für die Gesellschaften als Ganze droht eher die Unterdrückung einer der beiden Energien. Wir haben den Sieg der uranischen Energie und damit die fast vollständige Verdrängung der neptunischen Energie erlebt, und dieser Sieg hat mit einer solchen unvorstellbaren Radikalität stattgefunden, daß wir nunmehr mit dem Absturz in chaotische Verhältnisse und einer weltweiten Depression rechnen müssen.

 

Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 2012

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