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Der Angriff des Liberalismus auf konservative und soziale Positionen

Vom doppelten Zerstörungswerk der Wassermann-Energie

Die geneigten Leser werden mir sicher darin zustimmen, daß wir modernen westlichen Menschen mit dem Begriff "liberal" positive Assoziationen verbinden. Wir setzen "liberal" mit "emanzipiert" gleich und verstehen darunter, wie der Philosoph der Aufklärung Imanuel Kant, das Herausgehen aus einer selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündig sind wir dann, wenn wir nicht unsere kritische Vernunft benutzen sondern im blinden Glauben und Vertrauen auf weltliche und kirchliche Obrigkeiten unser Leben einrichten. Unmündig sind wir auch dann, wenn wir glauben, daß wir unser Leben mit seinen Schwierigkeiten vor allem ertragen müssen und nicht selbst gestalten und verändern können.

Am Anfang der modernen Liberalität bzw. Emanzipation steht die geistige Bewegung der Aufklärung und das politische Großereignis der Französischen Revolution. Das ganze 19. Jahrhundert war von ihrem Geist des Aufbruchs und der Fortschrittsgläubigkeit geprägt. Wissenschaft und Technik entwickelten sich rasant, ebenso wie die Wirtschaft, die aus der Enge mittelalterlicher Zunftregeln und der Begrenztheit regionaler Märkte herausgeführt wurde. Alles erschien den Menschen erreichbar und machbar zu sein. Dieser allgemeine Optimismus in die menschheitliche Zukunft wurde erst durch die Urkatastrophe der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert erschüttert. Heute verstehen wir wahrscheinlich deutlicher, daß Liberalität keineswegs so eindeutig positiv gesehen werden muß. Es gibt – wie bei allen Grundwerten – eine Übertreibung, die dann ein Zerstörungswerk in Gang setzt. In diesem Fall sprechen wir von "Liberalismus".

Dieser Liberalismus, also die übertriebene Freiheit und Eigenwilligkeit in der westlichen Moderne, bringt auch eine Vereinzelung der Menschen mit sich (Individualismus) und eine zu große Orientierung an materiellen Werten (Materialismus). Die Wassermann-Energie (Uranus) ist keineswegs überpersönlich ambitioniert (das ist nur die Fische-Energie), sondern ganz im Gegenteil superpersönlich. Sie wird damit auch zu einer Energie der Spaltung.

Das Zerstörungswerk des Liberalismus hat nun ein doppeltes Gesicht. Der Wassermann steht im Horoskop zwischen dem Steinbock und den Fischen und mit beiden Energien liegt er grundsätzlich im Streit. Gesellschaftlich ist also zu erwarten, daß mit dem Erstarken des Wassermann sich sowohl die sozialen Verhältnisse (Fische) verschlechterten als auch die Stabilität der traditionellen Strukturen (Steinbock) aufgelöst wurden. Die Geschichte des Frühkapitalismus ist dafür der schlagende Beweis. Nach den beiden Weltkriegen hatten sich aber die Verhältnisse in Europa deutlich gebessert. Unter dem Eindruck dieser Urkatastrophe wurden die drei letzten Energien im Tierkreis (Steinbock, Wassermann und Fische) in ein gewisses Gleichgewicht gebracht, dh dem übertriebenen Wassermann wurde ein Teil der Energie entzogen.

Das hat sich seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts allerdings wieder geändert. Die technischen Erfindungen im Rahmen der Mikroelektronik gaben den wirtschaftlichen Kräften die Möglichkeit, eine globalisierte Welt zu entwickeln. Entsprechend wurden die staatlichen Bremsen einer sozialen Marktwirtschaft Schritt für Schritt gelockert, auch um mit den Schwellenländern, die durch die neuen technischen Möglichkeiten Aufwind bekamen, im Konkurrenzkampf der Nationen mithalten zu können. Seit dieser Zeit sprechen wir vom Neoliberalismus. Er ist in den westlichen Industrieländern gekennzeichnet durch Maßnahmen der Entstaatlichung, Privatisierungen von staatlichen Dienstleistungen, Auslagerung der Arbeitsplätze in die Dritte Welt, Schaffung eines Niedriglohnsektors, Kürzung der Sozialleistungen und der Rentenansprüche und einem erhöhten Leistungsdruck.

(vgl. den Artikel Die Abschaffung des Sozialstaates)

Astrologisch gesehen hat sich hier die übertriebene Wassermann-Energie mit der Steinbock-Energie verbündet und eine gigantische Antreiberei und Ausbeutung in Gang gesetzt. Sie wird schönfärberisch gern als "Mut zur Eigeninitiative" verkauft. Jeder soll selbst sehen, wie er mit den neuen Herausforderungen fertig wird. Die neue Welt des totalen Wettbewerbs wird als eine Welt mit vielen Chancen angepriesen, die der "sozialen Hängematte" eines Sozialstaats nicht mehr bedarf. Etwas locker formuliert: "Wenn jeder an sich selbst denkt, dann ist an alle gedacht!"

(siehe das Schaubild Liberalismus-1)

Auf der Strecke bleibt dabei die Fische-Energie. Natürlich gibt es in der Gesellschaft Gegenkräfte, die rebellisch (ebenfalls Steinbock mit Wassermann) diese Entwicklung aufzuhalten versuchen. In Deutschland steht dafür vor allem die Partei Die Linke. Aber sie hat damit bisher keinen Erfolg. Die Gesellschaft spaltet sich immer mehr in Gewinner und Verlierer. Sie lebt sozial von der Substanz der Nachkriegszeit und die nächste Generation erwartet mit Recht eine düstere Zukunft.

Nun gibt es nicht nur diese aggressive Zerstörung des Sozialstaats mit der Folge weltweiter Konkurrenzkämpfe und Ausbeutung, sondern auch eine passive Auflösung staatlicher Ordnungen im Namen der Menschlichkeit. Diejenigen Kräfte, die gegen den wirtschaftlichen Neoliberalismus mit seinen gesellschaftlichen Verwüstungen protestieren und dies aus mitmenschlicher Solidarität und tiefem Mitgefühl mit den Verlierern der Globalisierung tun, haben ihrerseits das Problem, dass es ihnen schwerfällt, die Notwendigkeit stabiler Ordnungsstrukturen anzuerkennen.

Hier verbindet sich die übertriebene Wassermann-Energie mit der Fische-Energie und wendet sich gegen den Steinbock, der für Recht und Ordnung steht. So geprägte Menschen sehen deutlich die unterschiedlichen Lebenschancen in der globalisierten Welt und glauben, daß die harten Grenzen einer (nationalen) Staatlichkeit für eine gerechtere Welt überwunden werden müssen. Hier werden dann Forderungen wie "No borders – No nations" erhoben, oft verbunden mit einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle, die zu uns kommen. In der aktuellen Migrationskrise argumentieren vor allem Die Grünen, Die Linke, die SPD und die Merkel-CDU in diese Richtung.

(siehe das Schaubild Liberalismus-2)

Auch hier wurden Gegenkräfte auf den Plan gerufen, die gegen das Illusionäre einer solchen allgemeinen Menschenliebe protestieren. In Österreich steht dafür die FPÖ, in Deutschland die AfD. Sie weisen darauf hin, daß schon die 68er von einer bemerkenswerten Weltfremdheit geprägt waren und es diese mit dem berühmten "langen Marsch durch die Institutionen" inzwischen offenbar geschafft haben, tonangebend in der Kulturpolitik, im Bildungswesen und auch in den Medien zu werden. Die 68er haben ihren Kampf für soziale Gerechtigkeit in der Wirtschaft verloren, sie haben aber umgekehrt ihren Kampf für Grenzenlosigkeit im kulturellen Bereich gewonnen. Hierfür sprechen auch andere Indizien: eine antiautoritäre Erziehung in den Schulen, die Ablehnung biologischer Grenzen für die Geschlechtlichkeit (Gender-Ideologie), ein Feminismus bis zu einer grenzenlosen Gleichmacherei im Rollenverständnis von Mann und Frau und nicht zuletzt die Ehe für alle.

(vgl. den Artikel Die Diktatur der Grenzenlosigkeit)

Eine übertriebener Wassermann-Energie kann sich demnach sowohl nach Rechts (Wirtschafts-Liberalismus) als auch nach Links (Menschenrechts-Liberalismus) wenden, wobei er sich einmal den Steinbock (Pflicht, Anstrengung) und ein anderes Mal die Fische (Idealismus, Mitmenschlichkeit) zum Verbündeten sucht. Die kulturelle Verwahrlosung (Liberalismus von Links) ist dabei kein Deut weniger schlimm als die soziale Verwüstung der Gesellschaft (Liberalismus von Rechts). Beide zerstören den Zusammenhalt und die Lebensfähigkeit einer Gesellschaft.

Für die internationalen Eliten, also für die Milliardäre, die Kapitalfonds, die multinationalen Banken und Konzerne, für die geopolitisch orientierten Thinktanks und auch die supranationalen Institutionen (EU und UN) ist diese Ambivalenz des Wassermann jedoch kein Problem. Sie sind sowohl auf dem wirtschaftlich-politischen Gebiet weltoffene Globalisierer als auch auf dem kulturellen Gebiet. Wie der aktuell diskutierte globale Compact for Migration der UN zeigt, sehen sie eine weltweite Migration mit der Folge der Durchmischung ganz unterschiedlicher Völker und Kulturen als völlig unproblematisch an und behaupten sogar einen damit zu erreichenden Fortschritt auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet. Das dahinter verborgene Ziel ist aber die Abschaffung der Nationalstaaten und die Etablierung einer autoritären neuen Weltordnung (NWO).

Die Kritiker dieses Paktes sagen dagegen zu Recht, daß eine Ordnung, die den Eliten mit ihren Herrschaftsbedürfnissen entspricht, sehr wohl ein Problem für die einfachen Menschen im Lande sein wird. Hier zeigt sich eben auch, daß die Wassermann-Energie einen Hang zum Elitären mit sich bringt und außerdem die Tendenz hat, alles Lebendige zu verdinglichen. Wenn man Kapital und Waren weltweit verschieben kann, warum dann nicht auch Menschen? Menschen sind aber keine Dinge. Sie sind kompliziert, weil sie nicht nur einen Körper haben, sondern auch vielschichtige seelische Bedürfnisse. Hier spielen dann Geborgenheit, Sicherheit, Heimat und Tradition eine große Rolle, die alle der Wassermann nicht bedienen kann und will.

Die Opposition im Land ist zur Zeit noch deutlich gespalten. Sie sieht nicht, daß der Neoliberalismus, also die Ideologie der Grenzenlosigkeit und Rücksichtslosigkeit, zwei Seiten hat. In Deutschland bekämpft Die Linke leidenschaftlich die wirtschaftliche Grenzenlosigkeit (Herrschaft der Märkte) und die aufstrebende AfD die kulturelle Grenzenlosigkeit (No borders - No nations) von Grünen, Linken, SPD und Merkel-CDU. Sie begreifen nicht, daß dahinter ein gemeinsamer Gegner steht: die übertriebene Wassermann-Energie als Neoliberalismus, einmal im Gewand von Rechts, das andere Mal im Gewand von Links.

(vgl. meinen Artikel Mut zur Normalität)

Wer sich ein Bild von der zerrissenen Opposition im Land machen will, sollte sich die Mühe machen, zwei Beiträge im Internet zu lesen. Ich empfehle hier das Interview mit dem Wirtschaftsprofessor Heinz-J. Bontrup zur Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der Regierung Merkel und die Rede von Dr. Curio zum UN-Migrationspakt. Bontrup kritisiert die Politik der Regierung aus Sicht der Partei Die Linke, meiner Meinung nach vollkommen zu Recht. Dr. Curio kritisiert die Politik der Regierung aus Sicht der AfD, meiner Meinung nach ebenfalls vollkommen zu Recht. Man fragt sich allerdings bei diesen Beiträgen: Reden die beiden Vertreter von Links und Rechts eigentlich über dasselbe Land?

Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 2018

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