Das Horoskop von Martin Luther

Revolutionär der Gewissensfreiheit

geb. 10.11.1483 um 23.00 Uhr in Eisleben

Die Horoskop-Deutung habe ich meinem Buch entnommen: Neptun und Uranus in der Horoskopdeutung. Tübingen 2011. Für die Genehmigung des Verlages sage ich herzlichen Dank.

Martin Luther hat die erste große Revolution des sich ankündigenden Wassermann-Zeitalters ausgelöst, die bezeichnenderweise auf dem Gebiet der Religion stattfand. Auch für die Welt-Zeitalter gilt ja, daß sich der Übergang vom einen zum anderen Tierkreiszeichen nicht plötzlich, sondern allmählich vollzieht, so daß die ersten starken Wassermann-Impulse das Fische-Thema mit berücksichtigen mußten, wie es die Reformation bezeugt.

Man könnte erwarten, daß der Reformator Luther ein besonders scharfsinniger theologischer Denker gewesen ist. Das Geburtshoroskop zeigt dafür die typische Verbindung der Jungfrau- mit der Wassermann-Energie, denn Chiron ist mit Lilith (Mond, Uranus, Pluto) durch einen Quinkunx verbunden. In Haus 6 befindet sich zudem Priapus (Mond, Neptun, Pluto) im Wassermann mit einem Halbquadrat zu Chiron (Jungfrau). Eine Stellung mitten im Zeichen bedeutet immer, daß der betreffende Zeichenherrscher gewissermaßen eine Konjunktion mit dem Planeten bildet, der sich im Zeichen befindet. Wir haben es hier also mit einer verdeckten Priapus/Uranus-Konjunktion zu tun, die durch ihren Aspekt zu Chiron und ihre Stellung in Haus 6 ebenfalls eine Verbindung zwischen dem Wassermann- und dem Jungfrau-Prinzip herstellt.

Diese Konstellation ist aber alles andere als eindeutig. Da hier die uranische Energie unmittelbar mit der neptunischen zusammentrifft und einen Spannungsaspekt zu Chiron besitzt, kann die Überlegung (Chiron) ungewöhnliche Wege gehen. In Verbindung mit der Opposition zu Ceres (Stier) läßt sich vor allem vermuten, daß das Denken Luthers sehr stark von Sicherheitsängsten bestimmt wurde. Nimmt man das Quadrat dieser Oppositionsachse zu Saturn am Skorpion-IC hinzu, dann wird auch deutlich, daß bei Luther die Sicherheitsängste sehr viel mit Schuldgefühlen gegenüber seinen Eltern (Saturn, IC) zu tun hatten, die sich bei ihm aufgrund seiner religiösen Erziehung bis in eine übertriebene Sündenangst hinein bzw. Angst vor der ewigen Verdammnis aufschaukelten.

In der Biographie wird berichtet, daß Luther von beiden Eltern (Saturn am IC im Skorpion) sehr streng erzogen wurde und daß ihn nicht nur der Vater sondern auch häufig die Mutter - wie er es ausdrückte - "gestäubet" (geschlagen) hatte. Der Mond steht in Luthers Horoskop im Widder (das bedeutet Wut), in Opposition zu Pluto, und bildet ein Anderthalbquadrat zum Aszendenten/Konjunktion Lilith und zur Sonne. Diese Konstellation läßt erkennen, wie fest und unbeirrbar (Pluto) die Mutter (Mond) über Wille (Sonne) und Handeln (AC) des kleinen Luther bestimmt (Widder) hat.

Den Zorn (Mond in Widder Anderthalbquadrat Lilith am AC) muß Luther wohl von der Mutter geerbt haben. Er schreibt über ihn:

"Ich habe keine bessere Arzenei als den Zorn, denn wenn ich gut schreiben, beten, predigen will, muß ich zornig sein; da erfrischt sich mein ganz Geblüt, mein Verstand wird geschärft und all meine Anfechtungen weichen." (Zitelmann S.12)

Eine strenge Erziehung war für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich. Bei Luther kam aber hinzu, daß beide Elternteile zugleich sehr fürsorglich die Entwicklung des Knaben im Auge hatten. Zumal der Vater setzte seinen ganzen Ehrgeiz daran, sich im Bergmannsberuf emporzuarbeiten, um dem jungen Luther eine gute Schulausbildung finanzieren zu können. Im Horoskop Luthers finden wir die Venus in Konjunktion mit Saturn und der IC-Achse. Das ist ein deutlicher Hinweis, daß beide Elternteile, Vater (Saturn) wie Mutter (IC), ihm ihre Sympathie (Venus) entgegengebracht haben.

Wir wissen heute, daß eine solche Mischung aus Fürsorge und Strenge es einem Kind unmöglich macht, sich frei von Schuldgefühlen zu entwickeln. Die Unterdrückung seiner Bedürfnisse kann sich nicht in Rebellion und Wut entladen, weil es ja gleichzeitig erlebt, wie sehr seine Eltern um sein Wohl besorgt sind. Im Konflikt zwischen Zuneigung und Frustration bleibt ihm nur der Ausweg, seine Aggressionen gegen sich selbst zu richten. Das Kind glaubt, daß seine Bestrafung zu Recht erfolgt, weil es den Willen seiner Eltern nicht erfüllt hat. Und es kann nicht erkennen, daß die Forderungen der Eltern vielleicht gut gemeint sind, aber eben nicht seinen kindlichen Bedürfnissen entsprechen.

Bei Luther kommt erschwerend hinzu, daß seine Schuldgefühle ganz im Stil seiner Zeit theologisiert und damit als Sünde, also als Widerspruch gegen Gottes Willen verschärft wurden. Dazu trug nicht zuletzt ein allgegenwärtiger Teufelsglaube bei, den man auch im Hause Luthers pflegte. Von Luthers Mutter wissen wir z.B., daß sie eine Nachbarin der Hexerei beschuldigt hat. (Zitelmann, S. 14 f.)

Luther schrieb später selbst über die damalige strenge Kindererziehung:

"Ein Kind, das einmal kleinmütig geworden ist, ist zu allen Dingen untüchtig und verzagt. Es fürchtet sich allezeit, sooft es etwas tun oder anfangen soll. Was aber noch ärger ist: wo eine solche Furcht in der Kindheit einreißt, kann sie schwerlich wieder ausgerottet werden sein Leben lang. Denn weil sie bei einem jeden Worte der Eltern erzittern, so fürchen sie sich auch nachher ihr Leben lang vor einem rauschenden Blatte." (Zitelmann S. 9)

Daß bei Luther die Schuldgefühle ungeheuer groß gewesen sein müssen, erkennen wir an der einen theologischen Frage, die ihn ständig umgetrieben hat und die für sein ganzes Leben entscheidend wurde: "Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?" Dahinter versteckt sich unerkannt die alte Frage aus seiner Kindheit: "Wie bekomme ich gnädige Eltern?" Diese Frage spiegelt aber nicht nur die verzweifelte Situation des kleinen Knaben im Elternhaus, sondern auch noch die Not des heranwachsenden Luther als Studenten. Nachdem er in Wittenberg, dem Willen des Vaters gemäß, zunächst das Jurastudium ergriffen hatte, wurde er durch das bekannte Sturmerlebnis (Blitzeinschlag im Gewitter neben Luther) aus der Bahn geworfen und gelobte in seiner Todesangst spontan, ein Mönch zu werden. Dieser Entschluß, den Luther prompt in die Tat umsetzte, führte zu einem schlimmen Zerwürfnis mit dem Vater und damit zu erneuten Schuldgefühlen.

Im Augustiner-Kloster zu Wittenberg, in das Luther dann eintrat und das für seine strenge Regel bekannt war, zeigte er einen derartigen Eifer an Buße und Selbstkasteiung, wie man es dort noch nicht erlebt hatte. Luther nahm das Mönchtum todernst (Saturn mitten im Skorpion mit genauem Halbsextil zu Pluto). Sein Beichtvater Staupitz versuchte vergeblich, ihn von seinen Übertreibungen abzuhalten, sah aber, daß er nichts ausrichten konnte, weil Luther von einer fanatischen Sündenangst (Saturn am Skorpion-IC mit Quadrat zu Priapus im Wassermann) getrieben wurde, so daß er gar nicht anders konnte, als sich selbst zu bestrafen. Die Beichte wurde für Luther das Sakrament, das er geradezu zwangshaft benutzte, um sich reinzuwaschen.

Man kann den Eintritt ins Kloster und die damit verbundenen Bußübungen psychologisch als Steigerung der Bemühungen auffassen, die der Knabe Luther bereits als Kind unternommen hatte, um seine Eltern zufrieden zu stellen. Er trat jetzt im Gehorsam lediglich die Flucht nach vorn an, weil er mit der Autorität, die über ihn zu bestimmen hatte, endlich ins Reine kommen wollte. An Stelle der elterlichen Autorität unterwarf er sich nunmehr der klösterlichen. Eine gewisse Tragik liegt dabei in dem Umstand, daß er sich gerade mit dieser Radikalisierung (Skorpion) gegen die beruflichen Absichten und Wünsche seiner Eltern stellte und diese enttäuschen mußte, was wiederum seine Schuldgefühle verstärkte. So sehen wir bei Luther den klassischen Konflikt eines masochistisch geprägten Menschen, der sich mit all seinen übertriebenen Anstrengungen in immer neue Schuldgefühle verstrickt.

Im Horoskop Luthers finden wir die Lilith (Mond, Uranus, Pluto) am Löwe-AC, was ihn zu einem leidenschaftlichen, aber auch selbstherrlichen Kampf befähigen kann. Andererseits steht der Uranus im Schützen nur mit einem etwas ungenauen Halbquadrat zum Mars, also fast ohne Aspekte ziemlich isoliert. Die uranische Energie dürfte also im Handeln Luthers zunächst keine dominante Rolle gespielt haben, was durch die unterdrückenden Erfahrungen im Elternhaus belegt ist.

Im späteren Leben sollte der Uranus jedoch eine entscheidende Funktion bekommen: Die "Befreiung" wird zu Luthers eigentlichem Lebensthema. Als am 2. Juli 1505 der Blitz neben ihm einschlug und ihn zu Boden warf, befand sich der aktuelle Uranus im Quadrat zu seiner Geburtsstellung, der aktuelle Neptun im Quadrat zum Radix-Jupiter, die Mondknotenachse an der AC-DC-Achse und die Konjunktion von Mond und Saturn an der Spitze des 12. Radix-Hauses. Die damit ausgelöste plötzliche Veränderung (Transit-Uranus Quadrat Radix-Uranus) bezog sich auf eine religiöse Neuorientierung (Jupiter Quadrat Neptun), die ihn ins Kloster führte (Mondknotenachse) und ihn von den Vorstellungen und Plänen seiner Eltern entfernte (Mond und Saturn Spitze 12).

Die berühmte Veröffentlichung der 95 Thesen gegen den Ablaßhandel am 31. Oktober 1517 wurde astrologisch begleitet von einer Konstellation, die die aktuelle Lilith (Mond, Uranus, Pluto) zusammen mit dem aufsteigenden Mondknoten in Opposition zum aktuellen Saturn und im Quadrat zum Radix-Chiron zeigt. Hier finden wir den kritischen Theologen Luther, der innerhalb der Kirche (Mondknoten) scharfsinnig argumentiert (Transit-Lilith Quadrat Chiron) und dabei das Thema Schuld und Vergebung (Transit-Saturn an der Transit-Mondknotenachse) in den Mittelpunkt stellt. Der aktuelle Neptun steht bezeichnenderweise im Wassermann in einer weiten Opposition zur Radix-Lilith am Radix-AC. In den folgenden Jahren wird diese Opposition exakt und beschreibt Luthers verbissenen Kampf (Radix-Pluto mit Halbquadrat zum Radix-AC) für eine Umorientierung (Transit-Neptun Opposition Radix-Lilith) im Glauben gegen die katholische Tradition, der allerdings nicht frei von verrückten (Transit-Neptun Opposition Radix-Lilith) Übertreibungen ist.

Luther hatte die Befreiung von seiner Sündenangst erlebt, als er im Römerbrief des Apostel Paulus las, daß allein der Glaube an Jesus Christus den Menschen gerecht macht. Dieser Satz löste bei ihm eine tiefe innere Erfahrung aus, die sich theologisch in seiner Theologie der Rechtfertigung von den drei "sola" niederschlug: Es sind allein das Evangelium (sola scriptura), allein die Gnade (sola gratia) und allein der Glaube (sola fide), die den Menschen vor Gott bestehen lassen, und nicht einfach die Verrichtung "guter Werke" bzw. der Gehorsam gegenüber äußeren Geboten. Sein Gewissen, das sich jetzt an diesen drei "sola" orientierte, wurde deshalb gerade durch den Ablaßhandel entschieden herausgefordert.

In seinen Beichtstuhl kamen Leute, die einen Ablaßzettel von dem Dominikanerprediger Tetzel erworben hatten und nun von ihm als Priester verlangten, daß er sie im Sakrament der Beichte von ihren Sünden losspreche. Luther wurde so mit dem Anspruch konfontiert, daß Sündenvergebung käuflich sei. Das konnte gerade er nicht askzeptieren, denn für sein Gewissen war Schuld ein großes und todernstes Problem (Saturn am IC mit Quadrat zu Priapus und Ceres). Schuld konnte für ihn nur durch die Hinwendung zu Jesus Christus im Glauben vergeben werden.

Die Reformation wurde also nicht durch theologisch intellektuelle Spitzfindigkeiten ausgelöst, sondern durch die Empörung eines überempfindlichen Gewissens gegen die geschäftlichen Machenschaften in der kirchlichen Bußpraxis. Luther konnte von seiner neu gefundenen Glaubensgewißheit gar nicht anders, als gegen diesen Mißbrauch der Religion zu protestieren. Dabei dachte er zunächst keineswegs an einen Bruch mit der katholischen Kirche, sondern wollte nur mit anderen Theologen über die Ablaßfrage disputieren. Dieses Recht stand ihm als Doktor der Theologie zu. Erst die unangemessene und arrogante Reaktion der Amtskirche führte zu einer Radikalisierung in der Theologie Luthers und damit zur Kirchenspaltung.

Luther kann aber der Vorwurf nicht erspart werden, daß auch er mit seiner polternden Hitzigkeit übers Ziel hinausgeschossen ist. Im Horoskop spricht dafür sowohl der Mond im Widder mit Anderthalbquadraten zu Lilith am Löwe-AC, als auch die Stellung des Mars mit Halbquadrat zum Uranus im Schützen. Gerade die Lilith im Löwen bezeugt einen beträchtlichen Stolz des HE, der sich durch die Verbindung des Saturn mit der skorpionischen Energie zu einer unzugänglichen Sturheit aufladen konnte. Luther selbst war diese Charakterschwäche nicht unbekannt. Er sagte über sich selbst:

"Ich habe drei schlimme Hunde, Undankbarkeit, Hochmut und Gehässigkeit. Wen die drei Hundt peissen, der ist sehr übel gebissen." Und an anderer Stelle heißt es: "Mit Pochen soll niemand an mir nichts gewinnen." (Zitelmann S. 12)

Tiefenpsychologisch könnte man Luthers Kampf gegen "Mutter Kirche" und "Vater Papst" auch als eine Objektverschiebung auffassen, mit der er sich zugleich von seinen leiblichen Eltern befreite, ohne es vielleicht selbst zu wissen. Dabei haben die gravierenden Mißstände in der katholischen Kirche und dort vor allem in der Bußpraxis nur den Anlaß abgegeben. Im Verlauf der Auseinandersetzung ging er aber weit über seine anfängliche Kritik hinaus und lehnte schließlich auch die Autorität des Papstes und der Konzilien ab, wenn sie seiner Meinung nach gegen bestimmte Aussagen in der Bibel standen. Es ging ihm letztlich um die "Freiheit eines Christenmenschen" vom Gesetz, die er allein im Glauben gegeben sah, und damit wohl auch um seine eigene innere Befreiung von einem allzu strengen Gewissen, das ihm seine Eltern vermittelt hatten. Bezeichnenderweise hatte er seinen Geburtsnamen "Ludher" nach seinem Bekehrungserlebnis in "Luther" geändert, was von dem griechischen Wort "eleutheros" stammt und "der Befreite" bedeutet.

Nachdem ich zunächst etwas ausführlich versucht habe, an Hand bestimmter Horoskop-Stellungen Luthers Motive aufzuzeigen, die zur Reformation geführt haben, soll nun noch auf das übrige Horoskop eingegangen werden.

Die Sonne in Luthers Horoskop befindet sich an der Grenze zwischen Skorpion und Schütze, was für einen engagierten Willen spricht. Das Halbquadrat zu Pluto in der Waage in Haus 3 fügt eine intensive Kommunikation hinzu und das Quadrat zum Aszendenten die Tatkraft. Was Luther will, setzt er in die Tat um. Da auch die Lilith im Löwe-Zeichen und zwar am AC steht, wird deutlich, daß gegen diesen Willen nur schwer anzukommen war, wenn er nicht gerade durch Sündenangst und neurotische Unterwerfungsbedürfnisse (Saturn Quadrat Priapus im Wassermann) außer Kraft gesetzt wurde. Er selbst spach von dem "harten Kopf", der ihm eigen sei. (Zitelmann, S. 12)

Luther fühlte sich vor allem dann sicher, wenn er sich auf das Evangelium berufen konnte. Diese besondere Wertschätzung des Wortes im Raum der Religion symbolisiert in seinem Horoskop die ganz genaue Konjunktion von Merkur mit Neptun im Schütze-Zeichen. Luther lehnte das kirchliche Lehramt von Papst und Bischöfen ab und glaubte, daß die Bibel sich selbst genug sei (Prinzip sola scriptura). Seine große Enttäuschung wurde später, daß er mit ansehen mußte, wie sich z.B. die Wiedertäufer und der Bauernführer Thomas Müntzer ebenfalls ausschließlich auf das Evangelium beriefen und dabei zu ganz anderen Ergebnissen kamen.

Merkur im Schützen sowie Jupiter in Haus 3 stehen auch für die Ausweitung des Wortes durch die Predigt. Luther war ein wortgewaltiger Prediger und in dieser Funktion bis zu seinem Lebensende tätig. Auch in der evangelischen Kirche ist bis zum heutigen Tag die Predigt der Mittelpunkt des sonntäglichen Gottesdienstes und jeder evangelische Pastor wird in erster Linie danach geschätzt, ob er das Wort Gottes in überzeugender Weise auslegen kann.

Für Luther hatte aber der Neptun in Konjunktion mit Merkur in Haus 4 noch die Funktion, daß er versuchte, die Verkündigung des Evangeliums in liedhafter Art zu gestalten. Er selbst spielte sehr gut die Laute und hat auch eine Reihe von Kirchenliedern selbst getextet und komponiert. Nicht umsonst wird gesagt, daß sich die Reformation mit ihren deutschen Liedern in die Herzen der Gläubigen gesungen hat.

Da Merkur nicht nur eine Konjunktion mit Neptun bildet, sondern zusammen mit dem Mond im Widder und mit Priapus im Wassermann ein harmonisches Talent-Dreieck, wird angezeigt, daß der HE ein großes Sprachgefühl besaß. Luthers Ausspruch: "Man muß dem Volk aufs Maul schauen" beschreibt dieses Talent mit einem gewissen Selbstbewußtsein, und vielleicht haben wir es hier sogar mit der unbestritten größten Begabung des HE zu tun: Er wurde mit seiner Bibelübersetzung der Schöpfer der deutschen Hochsprache.

Jupiter an der Mondknotenachse in Haus 3 symbolisiert schließlich Luthers Begeisterungsfähigkeit gerade in der Predigt, was ihm den Beinamen "die wunnigkliche Nachtigall" eingetragen hat. Daß er andererseits auch grob poltern konnte, wird durch den gleichfalls an der Mondknotenachse befindlichen Mars mit Aspekt auf Uranus belegt. Als Beispiel sei hier nur von ihm angeführt: "Aus einem traurigen Arsch kann kein fröhlicher Furz kommen".

In den letzen 20 Lebensjahren, inzwischen verheiratet mit der ehemaligen Nonne Katharina von Bora und im Laufe der Zeit Vater von sechs Kindern, war Luther nicht mehr sonderlich theologisch innovativ. Er verwaltete gewissermaßen seine eigene Lehre, versah das Predigtamt und hielt als Professor Vorlesungen an der Wittenberger Universität, vornehmlich über die Schriftauslegung. Sein Chiron wurde nicht mehr durch einen uranischen Transit auf "kritisch" programmiert. In manchen Fragen, so z.B. besonders in seiner Einstellung zu den Juden, nahm er sogar frühere Positionen zurück und wurde erschreckend konservativ. Bei den Bauernaufständen hatte ihn seine Sicherheitsangst (Ceres mit Opposition zu Priapus im Wassermann) ohnehin von Anfang an dahin geführt, daß er sich gegen Müntzer gestellt und die Partei der traditionellen Ordnung, also die der Fürsten, ergriffen hatte.

So konnte Luther im Unterschied zu Müntzer sein Leben retten und friedlich beenden. Die Reformation aber geriet unter den Einfluß der evangelischen Landesfürsten, was theologisch die Ideologie der Einheit von Thron und Altar hervorbrachte, die ihre Gültigkeit bis in die Hitlerzeit behielt und sogar den 2. Weltkrieg rechtfertigte.

Luther war ein zwiespältiger Mensch. Seine Betonung der Stellung des persönlichen Gewissens (Sonne Quadrat Lilith im Löwen) über jede äußere Autorität machte ihn einerseits zu einem modernen Menschen. Auf dieser Basis war er der mutige Reformator, der sich auf die Bibel berief, die Freiheit im Glauben predigte und gegen die Papstkirche zu Felde zog. Seine Sicherheitsangst (Ceres Opposition Priapus im Wassermann) führte ihn aber andererseits in die politische und religöse Abhängigkeit von den Landesfürsten, auch wenn er vieles an ihrem Verhalten kritisch sah. Hier blieb Luther ein konservativer Mensch, der sich vor allzu großen Veränderungen fürchtete. Am Ende seines Lebens war er sich selbst nicht mehr ganz sicher, ob seine Reformation, die er so nicht gewollt hatte, ein Segen für Deutschland geworden war.

Der Dreißigjährige Krieg, der nach seinem Tod 1618 ausbrach und in dem die protestantischen Fürsten gegen den katholischen Kaiser standen, sprach dann sein eigenes Urteil, indem er Deutschland total verwüstete. So ist das Lebenswerk Luthers nicht ohne Tragik: Aus ehrlicher Gewissensnot aber auch mit hitzigem Engagement gegen katastrophale Mißstände in der Kirche begonnen, geriet es in die Mühlen kirchlicher und weltlicher Politik und entglitt damit mehr und mehr den eigenen ursprünglichen Absichten. Damit bezeugt das Leben Luthers und auch die Reformation in ihrer Entwicklung, wie wenig wir Menschen den Lauf der Geschichte in unserer Hand haben.

Zitate aus:

Arnulf Zitelmann "Widerrufen kann ich nicht". Die Lebensgeschichte des Martin Luther. 1983 Beltz Verlag Weinheim und Basel     

 

Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 2016

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